Frage an Klaus Buchner von Birgit O. bezüglich Energie
Sehr geehrter Prof. Buchner,
wie steht Ihre Partei zu den Bemühungen der Staatsregierung, die Atomkraft als Öko-Energie darzustellen?
Mit freundlichen Grüßen
Birgit Oswald
Sehr geehrte Frau Oswald,
Wer Atomkraft als Öko-Energie darstellt, weiß nicht, wovon er spricht. Die Probleme gehen beim Uranabbau an: Um den jährlichen Bedarf an Uran für ein einziges großes deutsches Kernkraftwerk zu gewinnen, muss eine halbe Million Tonnen radioaktives Gestein abgebaut werden!! Die Schäden sind ungeheuer, denn die Menschen in der Umgebung werden durch Schwermetalle und Radioaktivität vergiftet. Die Zahl der Toten durch die Uranminen wird verständlicherweise nicht offiziell erfasst. Aber es sind ungeheuer viele - selbst nach den vorsichtigsten Schätzungen einige Hunderttausend. Das klingt überraschend. Aber denken Sie nur an den Uranabbau in Ostdeutschland, der im Vergleich zu den großen Minen nur in sehr kleinem Maßstab betrieben worden ist. Selbst hier sind offiziell 20 000 Krebsfälle registriert.
Eine hochkarätige Wissenschaftskommission hat für Deutschland bestätigt, was wir von anderen Ländern längst wissen: In der näheren Umgebung der deutschen AKW tritt häufiger Krebs auf. Genauer: Im 5-km Umkreis erkranken Kinder unter 5 Jahren um 76% häufiger an Akuter Leukämie als in anderen vergleichbaren Gebieten.
Sind wir den wirklich so menschenverachtend, dass wir die Atomenergie als Öko-Energie bezeichnen?
Die CSU tut dies trotzdem, weil sie behauptet, Atomenergie sei gut für das Klima. Aber nicht einmal das ist richtig. Denn auch Kernkraft setzt viel Klimagifte frei: Beim Uranabbau, bei der Anreicherung, bei der Herstellung der Materialien für die Atomkraftwerke und vor allem auch durch die abgebrannten Brennelemente, die das Klimagift Krypton 85 enthalten. Am schlimmsten ist jedoch, dass die Atomkraftwerke sehr viel Geld kosten (mehrere Milliarden Euro), das für den Einsatz der Erneuerbaren Energien fehlt. Denn Atomkraft wird hoch subventioniert - in Deutschland mit etwa 2 Milliarden Euro pro Jahr. Dieses Geld fehlt für den Aufbau einer sicheren und bezahlbaren Versorgung mit Erneuerbaren Energien. Wegen der steigenden Öl-, Gas- und Uranpreise müssen wir dringend auf diese Energien umstellen, wenn wir schwerwiegende Energieengpässe vermeiden wollen. Ich werfe der bayerischen Regierung vor, diesen Umbau zu behindern - zum Nutzen der AKW-Betreiber, aber zum Schaden von uns Allen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Buchner