Frage an Klaus Buchner von Esther J. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Buchner,
in ihrem Wahlprogramm schreiben sie, dass Europa auf "christlich-humanistischen Werten fußt" und deshalb in "der Verantwortung vor Gott und den Menschen" handeln müsse. Sie profilieren sich damit als christlich orientierte Partei. Würden sie dennoch Wulff's Satz zustimmen, dass auch der Islam zu Deutschland gehöre? Wie steht die ÖDP zu islamischem Religionsunterricht und Gründung von Moscheen? Wie geht die ÖDP mit der Anerkennung der Homo-Ehe um? Und bezüglich des Lebensschutzes (dann wohl aus christlicher Perspektive) ist zu fragen, inwieweit etwa eine Erweiterung des Embryonenschutzgesetzes mit Lebensschutz zusammenhängt. Es ist potentielles, nichts aktuales Leben, das in einem Keimling der ersten Wochen vorhanden ist. Missbrauch muss verhindert werden, aber nicht wichtige medizinische Forschung. Klonen von Menschen ist außerhalb jeglicher wissenschaftlicher Machbarkeit. Es in sein Wahlprogramm aufzunehmen, ist propagandistisch. Ich schreibe dies als liberale evangelische Theologin mit großen Interesse an ihrer Partei.
Sehr geehrte Frau Joas,
in Deutschland leben mehrere Millionen Muslime, und wir wollen, dass sie sich wohl fühlen und Deutschland als ihre Heimat betrachten. Allerdings gibt es "die" Muslime nicht, sonder nur viele sehr unterschiedliche Strömungen. Für mich ist unser Grundgesetz der Maßstab. Wer sich ohne Einschränkungen dazu bekennt, ist uns willkommen. Beim islamischen Religionsunterricht ist mir wichtig, dass er von staatlich ausgebildeten Lehrern durchgeführt wird. Der Bau von Moscheen muss sich an unsere deutschen Gesetze halten. (Das ist leider nicht immer der Fall.)
Bei der Homo-Ehe soll meiner Meinung nach jeder "nach seiner Facon selig werden".
Beim Embryonenschutz stimme ich nicht mit Ihnen überein. Ich habe mit meiner jüngsten Tochter als knapp drei Monate altem "Embryo" im Mutterleib bereits gespielt - mit Hilfe von Ultraschallaufnahmen. Ich kann diesem "Keimling" und "potentiellen, nicht aktualen Leben" das Menschsein nicht absprechen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich bei dem Gedanken, diesen "Keimling mit nur potentiellem Leben" abzutöten, glücklich sein könnte.
Ich stimme auch mit Ihrer Behauptung nicht überein, dass Klonen von Menschen "außerhalb jeglicher wissenschaftlicher Machbarkeit" sei. Vor wenigen Jahren wurde auch das Klonen von Säugetieren außerhalb jeder wissenschaftlichen Machbarkeit eingestuft. Und menschliche Stammzellen wurden bereits geklont und längere Zeit "gezüchtet".
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Buchner