Frage an Kerstin Schreyer von A. D. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Schreyer,
ist es möglich im Rahmen bestehender Finanzierungskonzepte Änderungen am S-Bahn Verkehr in München durchzuführen?
Sehr oft starten frühmorgendlich im Berufsverkehr ab Ostbahnhof Richtung Pasing zweigliedrige S-Bahnzüge die äußerst voll sind. Zu späterer Zeit sind jedoch oft dreigliedrige Züge im Einsatz (wie heute S8 9 Uhr) die sehr spärlich genutzt werden.
Sehr geehrter Herr D.,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 29.07.2020, die ich gerne wie folgt beantworte:
Grundsätzlich wird die Länge der S-Bahn Züge am Fahrgastaufkommen orientiert, weshalb in der Hauptverkehrszeit nach Möglichkeit Langzüge, also drei gekuppelte S-Bahn-Züge eingesetzt werden.
Die Fahrzeugdisposition der S-Bahn München, also die konkrete Festlegung, ob die jeweilige S-Bahn als zweiteiliger Vollzug oder dreiteiliger Langzug unterwegs ist, ist aber von verschiedenen Einflussgrößen, u.a. auch der benötigten Infrastruktur abhängig (z.B. 140 m-Bahnsteiglänge zwischen Dachau-Bahnhof und Altomünster).
In den Grundtakten der Linien S1 bis S6 und S8 verkehren die jeweiligen S-Bahnen mit der höchsten Fahrgastnachfrage als dreiteilige Langzüge. Die Außenast der S8 zum Flughafen bildet einen Sonderfall. Er ist derjenige mit dem höchsten Fahrgastaufkommen außerhalb der Stammstrecke und bindet den Flughafen sowie den bedeutenden Gewerbestandort Unterföhring mit über 20.000 Arbeitsplätzen an. Vor allem die Flughafenanbindung sorgt ganztägig für eine kontinuierliche Nachfrage und hat zudem besondere Anforderungen an die Kapazität, da die Reisenden mehr Gepäck mit sich führen als auf den übrigen Linien. Deswegen ist hier tatsächlich ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Langzügen unterwegs.
Die Linie S7 kann aufgrund der Bahnsteiglängen südöstlich Höhenkirchen-Siegertsbrunn und südlich von Höllriegelskreuth nur als zweiteiliger Vollzug verkehren.
Künftig sollen sukzessive einzelne heute noch zweiteilige Vollzüge auf dann dreiteilige Langzüge umgestellt werden. Diesbezüglich finden gerade Abstimmungen und Preisverhandlungen mit der S-Bahn München statt. Die Zugbildung wird laufend anhand aktueller Nachfragezahlen bewertet und ggf. angepasst. Hierzu sind die Möglichkeiten jedoch wegen des knappen Fahrzeugbestands limitiert.
Für jegliche Angebotsausweitung bei der S-Bahn München – sei es durch zusätzliche Fahrten oder in Form eines höheren Platzangebots – sind zusätzliche Triebzüge notwendig. Grund dafür ist, dass die Bestandsflotte von 238 Fahrzeugen der Baureihe ET 423 bereits jetzt vollständig ausgelastet ist. Ältere Triebwagen werden daher übergangsweise eingesetzt, bis im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme der 2. Stammstrecke eine neue und vergrößerte Fahrzeugflotte in Betrieb genommen wird. Weitere kurzfristige Fahrzeugbeschaffungen werden geprüft.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Schreyer, MdL
Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr