Frage an Kerstin Griese von Jürgen B. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Griese,
zur Studie:
Zitat: "Die Zustimmung unter Befragten mit höheren Einkommen ist ...
größer als die ... unter Eltern mit geringeren..." Ohne Berücksichtigung des Zusammenhanges wischen Einkommen und Kinderzahl. Auch: "Die vergleichsweise stärkste Ablehnung erfährt das Elterngeld von jungen Eltern, die drei oder mehr Kinder haben." Der wichtigste Teil der Studie. Damit wird der zentrale Grund des Geburtenrückgangs sogar noch verstärkt:
http://www.welt.de/politik/article1711885/Die_Grossfamilie_stirbt_in_Deutschland_aus.html
Die Zusammensetzung der Befragten ist nicht repräsentativ. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. (ähnliches von Churchil) Die Studie zeigt lediglich den Erfolg der Pro Elterngeld Kampagne des Familienministeriums. Die Studie beschäftigt sich mit Wahrnehmung, nicht mit Auswirkung.
Welche zusätzlichen Milliarden? Das Elterngeld ist Teil eines umfangreichen Sparprogramms auf dem Rücken der Kinder und derer Eltern. Bitte lesen Sie nach: http://www.deutscher-familienverband.de/index.php?id=2826 .
Gerade zum diesem Text von Frau Prof. Dr. Anne Lenze möchte ich Sie auch Fragen, ist es tatsächlich die Strategie der Familienpolitik der Großen Koalition, Eltern und Kinderlose in der Weise gleichzustellen, dass die Folgen des Unterscheidungskriteriums Kind getilgt werden, indem die Kinderbetreuung weitgehend in Institutionen ausgelagert wird? Eltern also damit Kinderlosen gleichgestellt werden, weil sie – ebenso wie diese – ungehindert erwerbsarbeiten können? Es gibt kein wissenschaftlich fundiertes Wissen um die Folgen institutionalisierter Erziehung. Im übrigen versetzen Sie damit dem erfolgreichsten Modell der Kindeserziehung, der Großfamilie, praktisch den Todesstoß. Diese ist der Verlierer dieser Politik. Institutionalisierte Erziehung war im eigentlich eine Strategie der DDR-Regierung. Ist deren Fortführung so eine gute Idee?
MfG J.Bauke
Sehr geehrter Herr Bauke,
ich kann Ihre Polemiken gegen öffentliche Einrichtungen für mehr Bildung, Förderung und Betreuung von Kindern – und insbesondere ihren Vergleich mit dem DDR-Regime – in keiner Weise nachvollziehen. Über die Erziehung von Kindern im Zusammenspiel von Familie, Krippen und Kindergärten gibt es unendlich viele wissenschaftliche Studien. Und mehr noch: ein Blick in unsere west- und nordeuropäischen Nachbarländer zeigt, dass mehr öffentliches Engagement für die Kinder erheblich zur Kinderfreundlichkeit einer Gesellschaft beitragen kann. So ist beispielsweise in Skandinavien die Geburtenrate erheblich höher und gleichzeitig das Armutsrisiko der Kinder deutlich geringer. Und das ist nicht nur eine wissenschaftliche Theorie. Es ist Praxis – und von ihr wollen wir lernen. Deutschland muss es endlich schaffen, an bewährte europäische Standards anzuschließen.
Das Elterngeld ist natürlich kein Sparprogramm. Ganz im Gegenteil. Der Bundeshaushalt stellt dafür erheblich mehr Mittel zur Verfügung, als dies zuvor der Fall war. Das Elterngeld ist eine sehr zielgenaue finanzielle Maßnahme, um jungen Familien in der Zeit nach der Geburt konkret zu helfen.
Allerdings muss ich zugeben, dass die etwa 185 Milliarden Euro, die alljährlich für die Familien ausgegeben werden, nicht in jedem Fall zielgenau wirken. So fließen erhebliche Teile des Ehegattensplittings an Haushalte, in denen keine Kinder beziehungsweise keine Kinder mehr leben. Änderungen am Ehegattensplitting scheitern aber am klaren Nein der CDU/CSU, die sich aus ideologischen Gründen in dieser Frage nicht bewegen will.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese