Frage an Kerstin Griese von Stefan R. bezüglich Familie
Sehr geehrte Frau Griese,
aus verschiedenen Presseberichten geht hervor, dass die SPD das System der Kinderfreibeträge durch einen Pauschbetrag ersetzen möchte. Leider ist in unterschiedlichen Presseberichten nicht nachvollziehbar wie die SPD diese Änderung plant. Z.B. schreibt die FAZ: "SPD möchte Grundfreibetrag für Kinder", und der Kinderfreibetrag soll "fest unten im Tarif verankert" werden. Nun ist es aber so, dass bei dem Grundfreibetrag auch durchschnittlich verdienende Haushalte, dadurch dass sie mehr Steuern zahlen, natürlich durch diesen Freibetrag auch mehr Steuern einsparen. Beim Grundfreibetrag ist dies durch unterschiedliche Berechnungen in den Progressionsstufen sogar überproportional der Fall (ich kann Ihnen das gerne vorrechnen).
Wie sieht nun die SPD die Gerechtigkeitslücke in der Steuer zwischen Personen ohne Kinder und Personen mit Kindern? Es ist ja nicht so, dass der Kinderfreibetrag erst bei Spitzenverdienern zum tragen kommt,sondern bereits bei mittleren Einkommen (62000 Euro brutto bei 2 Einkommen).
Sehr geehrter Herr Richter,
gerade mal elf Prozent aller Kinder profitieren zurzeit von dem Kinderfreibetrag in einer Höhe von über 154 bis hin zu 230 Euro. Für die große Mehrheit der Kinder gibt es hingegen das Kindergeld, das 154 Euro pro Monat ausmacht. Ich finde das höchst ungerecht. Denn dem Staat muss jedes Kind gleich viel wert sein. Deswegen prüfen wir, wie wir verfassungsrechtlich korrekt eine Umstellung der Freibetragsregelung hinkriegen, von der künftig nicht mehr allein die Besserverdienenden profitieren. Mit der Vorlage des Existenzminimumberichts werden wir zudem über eine Anhebung des Freibetrags, der dann womöglich zu einem Grundfreibetrag umgewandelt wird, und des Kindergeldes beraten. Dies wird im Herbst geschehen.
Mindestens genauso wichtig wie die Kindergeld- beziehungsweise Freibetragsdiskussion sind für mich die anderen neun Forderung, die die SPD in ihrem „Aktionsplan für gleiche Lebenschancen“ aufgestellt hat. Im Mittelpunkt stehen dabei Hilfen, die unmittelbar bei den Kindern ankommen. Dazu gehören gebührenfreie Mittagessen und 100-Euro-Schulmittelbedarfspakete, damit jedes Kind gleich gute Chancen erhält. Weiterhin wollen wir den Ausbau der Kitas auch qualitativ beschleunigen und sie zu Eltern-Kind-Zentren erweitern.
Sie weisen mit Recht auf eine Gerechtigkeitslücke hin, die es zu schließen gilt. Meiner Meinung nach kann dies am besten dadurch geschehen, dass wir unmittelbar in die Kinder und in ihre Zukunft investieren. Denn da hat Deutschland im europäischen Vergleich noch teils erheblichen Nachholbedarf – wir geben viel zu wenig Geld für frühe Förderung, Betreuungsinfrastruktur und Bildung aus. Die SPD hat sich schon unter den vorangegangenen Regierungen dafür eingesetzt, dass hier eine Trendwende gelingt. Zuletzt haben wir für ein Vier-Milliarden-Paket des Bundes für den Krippenausbau gesorgt. Diese Politik werden wir fortsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Griese