Frage an Kerstin Andreae von Ria H. bezüglich Wirtschaft
Sie waren gegen TTIP.
Einige Monate später hielten sie einen Vortrag auf einer reinen Werbeveranstaltung von Facebook.
Auf XING sprechen Sie sich für das Home Office aus.
Sie für Industrie 4.0.
Wie man, nicht erst seit den letzten großen Hackerangriffen weiß, muss hier noch viel – auch vom Gesetzgeber - geregelt werden, um vor allem die Datensicherheit und den Datenschutz zu gewährleisten.
Wessen Interessen vertreten Sie:
- die der Wirtschaft / Industrie?
- von Arbeitnehmern und Freiberuflern?
- den Usern im Allgemeinen?
Und wie genau sieht das aus?
Sehr geehrte Frau Rinken,
Die Digitalisierung wirkt sich grundlegend auf unser Leben aus. Auf die Art, wie wir kommunizieren, wie wir uns informieren, wie wir produzieren und konsumieren. Noch kann niemand sagen, wie z.B. unsere Arbeitswelt in zehn Jahren aussehen wird. Vieles spricht aber dafür, dass sie vernetzter, flexibler und technologischer sein wird. Nicht mehr Ort und Zeit sind entscheidend, sondern Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Das schafft Freiräume und birgt große Chancen für eine humanere und ökologischere Arbeitswelt. Gerade für Frauen und Männer mit kleinen Kindern ist das eine große Chance, Familienleben und Beruf in Einklang zu bringen. Diese Art der Flexibilisierung stellt uns aber auch vor große Herausforderungen. Sie kann dauernde Verfügbarkeit und Mehrarbeit erzeugen. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, abhängiger und selbständiger Tätigkeit sowie zwischen Selbstbestimmung und Selbstausbeutung verschwimmen. Die Politik muss auf diese Herausforderungen Antworten finden. Um z.B. fairen Wettbewerb zu sichern, müssen geltende Sozial- und Arbeitsstandards für alle Beschäftigten und Branchen Anwendung finden. Wenn Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil erlangen, indem sie Standards unterlaufen oder Regeln missbrauchen, ist das keine Innovation sondern kriminell. Das gleiche gilt auch Verbraucher- und Datenschutz. Der Umgang mit Daten gewinnt angesichts von Big Data zunehmend an Bedeutung. Unternehmen bekommen vielfältige Möglichkeiten der Überwachung und Kontrolle ihrer Beschäftigten. Deren Daten können ungefiltert gesammelt und ausgewertet werden. Mit der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung bekommen wir einheitliche Regeln für die Verarbeitung von personenbezogenen Daten durch private Unternehmen und öffentliche Stellen. Das ist ein wichtiger Schritt. Wir brauchen aber zusätzlich einen neuen nationalen Beschäftigtendatenschutz. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung muss auch in der digitalen Welt gewahrt bleiben. Wir Grüne fordern daher ein effektives Datenschutzgesetz, das u.a. Videoüberwachung in Betrieben stark einschränkt, sowie klare Regelungen zur privaten Nutzung von E-Mails, Internet und Telefon am Arbeitsplatz.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Andreae