Frage an Kerstin Andreae von Rüdiger K. bezüglich Verkehr
Sehr geehrte Frau Andreae,
es scheint mir, dass viele Politiker Ihrer Partei neben dem ÖPNV vorwiegend auf Elektromobilität setzen, um die Schadstoffbelastung in den Städten zu reduzieren.
Nun haben inzwischen verschiedene Dokumentationen (u.a. https://www.zdf.de/dokumentation/planet-e/planet-e-der-wahre-preis-der-elektroautos-100.html ) aufgezeigt, welche Umweltschäden hierdurch verursacht werden.
Soll das wirklich hingenommen werden? Die betroffenen Menschen aus Südamerika und Afrika könnten eines Tages die heutigen Befürworter der Elektromobilität anklagen.
Es scheint einen Ausweg aus dem Dilemma zu geben und das ist die Brennstoffzelle. Ein Brennstoffzellenfahrzeug braucht zwar auch eine Batterie, aber diese dient nur der Pufferung, nicht als Energiespeicher und kann daher wesentlich kleiner als in einem Elektrofahrzeug sein.
Als "Emission" entsteht lediglich Wasser.
Außerdem können bereits vorhandene Tankstellen auf Wasserstoff umgerüstet werden und der Aufwand für das Ladenetz entfällt.
Wichtig ist die umweltfreundliche Produktion des Wasserstoffs.
Aus meiner Sicht sollte das Thema Brennstoffzelle auch von der Politik wesentlich stärker befürwortet und gefördert werden.
Bekannte, bereits auf dem Markt erhältliche Brennstoffzellenfahrzeuge kommen vor allem aus Asien.
Wie denken Sie bitte über dieses Thema?
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Email. Wir Grüne setzen uns angesichts der Klimakrise und der Luftverschmutzung in unseren Städten für einen Umstieg auf emissionsfreie Mobilität und die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen ein. Welche Technologie sich dabei am Ende als die praktikabelste und klimafreundlichste erweisen wird, ist eine Frage, die zurzeit wissenschaftlich umfassend diskutiert und erforscht wird. Vor wenigen Wochen hat das Fraunhofer ISE aus Freiburg eine Lebenszyklus-Analyse zur Treibhausgas-Bilanz von Batterie- und Brennstoffzellenautos vorgelegt, die verschiedene Szenarien und Reichweiten berücksichtigt. Für eine weitere Befassung mit dem Thema sehr empfehlenswert! Sie finden die Studie unter https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/news/2019/fraunhofer-ise-vergleicht-treibhausgas-emissionen-von-batterie-und-brennstoffzellenfahrzeugen.html .
Ich werden das Fraunhofer ISE im Rahmen meiner Sommertour im Wahlkreis besuchen und mich dort auch zur aktuellen Forschung rund um Wasserstoff und Brennstoffzellen informieren.
Natürlich beschäftigen sich auch die FachpolitikerInnen der grünen Bundestagsfraktion mit möglichen Anwendungsfeldern von Wasserstoff und haben ein Autorenpapier mit "Eckpunkten einer Grünen Wasserstoffstrategie" verfasst, das sie hier finden: https://www.gruene-bundestag.de/themen/energie/eckpunkte-einer-gruenen-wasserstoffstrategie .
Zur Umweltbilanz von Batterieautos und insbesondere dem häufig vorgebrachten Argument des Rohstoffbedarfs finden Sie hier einige Ausführungen: https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/benziner-diesel-elektromobilitaet. Selbstverständlich muss das Recycling der Batterien weiter verbessert werden sowie die Einhaltung von Menschenrechten und Nachhaltigkeitskriterien entlang der gesamten Lieferkette sichergestellt sein.
Vielleicht interessiert Sie auch unser "Zehn-Punkte-Plan zur Elektromobilität" von Cem Özdemir und Stephan Kühn: https://www.gruene-bundestag.de/themen/mobilitaet/zehn-punkte-plan-fuer-die-elektromobilitaet .
Gerne stehe ich für Rückfragen und für einen persönlichen Austausch zu diesem Thema oder weiteren Anliegen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Andreae