Frage an Kerstin Andreae von Matthias E. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Guten Tag Frau Andrae und Team,
es ist derzeitig eine dramatische Lage in Tibet, für ein hochentwickeltes Volk und eine hochentwickelte Kultur. Wo wird darüber gesprochen? China hat die Wirtschaftskraft und alle geben China nach anstatt auf China wirklich Druck auszuüben.
Nur als Beispiel:
Mit unfassbarer Brutalität unterdrückt das chinesische Regime die 5 Millionen Tibeter. Westliche Journalisten erhalten seit 2008 keine Einreiseerlaubnis mehr. Auf der Rangliste internationaler Pressefreiheit rangiert China auf Platz 176, gefolgt von Syrien und Nordkorea.
Zerstörung von Larung Gar
Mitte April 2016 wurden von der chinesischen Regierung konkrete Pläne zur schrittweisen Zerstörung des weltweit grössten Lehrinstituts des tibetischen Buddhismus im osttibetischen Larung Gar bekanntgegeben.
Noch in diesem Jahr sollen tausende Unterkünfte zerstört werden, 3000 Menschen müssen Larung Gar sofort verlassen.
Sie haben ihre Retreathäuschen alle selbst von Hand aufgebaut. Im kommenden Jahr soll die Zahl der Bewohner von derzeit etwa 20000 auf etwa 5000 reduziert werden.
Ist es nicht höchste Zeit das die sogenannte westliche Wertegemeinschaft auch mal beweisst, das sie Werte kennt und bereit ist diese zu verteidigen? Wäre es nicht eine grosse Chance für den Westen, für Europa sich hier einzuschalten und einen Durchbruch für das tibetische Volk zu erreichen?
Es ist höchste Zeit zu handeln.
Mit aufwiegelndem Gruss,
Matthias Somen Eckerle
Sehr geehrter Herr Eckerle,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Tibet.
China und die Europäische Union pflegen enge Handelsbeziehungen und die enormen globalen ökologischen und ökonomischen Herausforderungen können nicht ohne China bewältigt werden. Gleichzeitig muss klar sein, dass Wirtschaftsinteressen kein Vorwand sein dürfen, über Menschenrechtsfragen hinwegzusehen. So müssen Menschenrechtsthemen beispielsweise verstärkt bei Besuchen deutscher PolitikerInnen in China zur Sprache gebracht werden. Wir brauchen zudem eine konsequente, gesamteuropäische Haltung im Umgang mit China.
Das Thema Tibet muss dabei selbstverständlich eine Rolle spielen. Meine Kollegin Claudia Roth engagiert sich für die Tibet Initiative Deutschland und hat im September eine Rede auf der „7th International Tibet Support Groups Conference“ in Brüssel gehalten. Die Rede finden Sie hier: https://www.tibet-initiative.de/de/tibet/nachrichten/detail/artikel/bundestagsvizepraesidentin-claudia-roth-nimmt-an-der-7th-international-tibet-support-groups-conference-in-bruessel-teil/.
Die Positionen meiner Bundestagsfraktion zu einer menschenrechtsgeleiteten Außenpolitik finden Sie hier: https://www.gruene-bundestag.de/themen/menschenrechte/gruene-menschenrechtspolitik-im-bundestag-07-10-2009.html.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Andreae