Frage an Kerstin Andreae von Simon B. bezüglich Umwelt
Hallo Frau Andreae,
kurz vor der Wahl möchte ich Ihnen noch ein paar Grundsatzfragen stellen. Die Themen Umwelt und Generationengerechtigkeit tauchen im Wahlkampf fast gar nicht auf.
Wie wollen Sie als Politikerin Wirtschaft und Gesellschaft neu gestalten? Sind sie für eine Entkopplung von BIP und CO2-Emissionen oder für eine Postwachstumsökonomie?
Das Modell "Wohlstand durch Wachstum" wurde bereits 1972 durch die Studie "Die Grenzen des Wachstums" in Frage gestellt. Mittlerweile ist klar, dass die Weiterverfolgung dieser Strategie auf Dauer nicht funktionieren kann. Momentan beträgt der globale menschliche Fußabdruck 1,4 Erden. Auch wenn wir unseren CO2-Ausstoß in den nächsten Jahrzehnten senken, werden wir spätestens in der zweiten Hälfte des 21.Jahrhunderts am Rand eines sich selbst verstärkenden Klimawandels stehen (z.B. tauende Permafrostböden setzen Methan frei, was zu weiterer Erwärmung und damit noch mehr Methan in der Atmosphäre führt ...). Dieser würde das Leben unserer Nachkommen - vorsichtig gesagt - erheblich "erschweren". Selbst wenn es nicht dazu kommt, wird es extremere Wetterverhältnisse etc. geben. Ganz zu schweigen von den Auswirkungen, die der Klimawandel auf Menschen in Ländern hat,
die fast nichts dazu beigetragen haben.
Bedeutet das nicht, dass wir heute alles dafür tun müssen, Umweltverschmutzung und CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren?
Oder sollten wir das ungeschriebene Gesetz: "Unseren Nachkommen soll es mindestens genauso gut gehen wie uns" einfach verwerfen?
Es ist mir klar, dass man mit solchen unangenehmen Themen nicht unbedingt Wähler gewinnt. Allerdings stellt sich mir hier die Frage, ob Ihre Aufgabe als Politiker nur im Gewinnen von Stimmen (durch Opportunismus?) liegt oder ob Sie als Volksvertreter nicht auch die Verantwortung haben, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen - auch auf die Gefahr hin, dass Sie weniger Stimmen erhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Simon Birmele
Hallo Simon Birmele,
danke für Ihre Frage. Sie haben völlig recht, wir müssen den CO2-Ausstoß drastisch reduzieren, wenn wir den Klimawandel nicht immer weiter anheizen wollen. Und wir müssen schon heute alles dafür tun, auch wenn es unbequem ist. Es ist 5 vor 12. Deshalb setzen wir Grünen uns für eine Energieerzeugung aus 100% erneuerbaren Energien ein. Die Energiewende ist Klimaschutz und deshalb muss dem Atomausstieg jetzt der Kohleausstieg folgen. Das ist machbar, mit mehr Effizienz, mehr Einsparung und mehr Investitionen in die Erneuerbaren. Und es ist dringend notwendig, denn mittlerweile produziert Deutschland wieder so viel schmutzigen Kohlestrom wie in den 90er Jahren und der CO2-Ausstoß steigt.
Mit der Bundestagswahl am Sonntag entscheidet sich, ob Deutschland die Energiewende fortsetzt oder zu Kohle und Atom zurückgehrt.
- A. M. hat ein Ausbremsen des Ökostromzubaus in ihrem 100 Tage Programm angekündigt.
- Die FDP hat jetzt die Katze aus dem Sack gelassen und offen gemacht, dass sie die Energiewende mit einem Moratorium für den Ausbau der Erneuerbaren komplett und sofort stoppen will.
Die jetzige Regierungskoalition wird die Energiewende nach der Bundestagswahl kippen und am Ende auch den Atomausstieg zurückzunehmen. Die CSU bereitet das in Bayern schon vor: Sie erhöht die Produktionskapazität des maroden AKW Gundremmingen und verbietet den Bau neuer Windkraftanlagen.
Dieses Modell soll jetzt auf ganz Deutschland ausgeweitet werden. Es geht jetzt darum, Atomausstieg und Energiewende zu retten: Vor M., S. und der FDP!
Wenn wir die 2 Grad Obergrenze für die Klimaerwärmung nicht reißen wollen, dann müssen wir jetzt konkret etwas tun. Unterstützen Sie die Energiewende! Gehen Sie wählen!
Viele Grüße
Kerstin Andreae