Frage an Kerstin Andreae von Oliver A. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Hallo Kerstin,
kurze Frage, aber sehr warscheinlich heftig komplizierte Antwort:
Würde sich die Herabsetzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf rund 70%, oder weniger, nicht ungeheuer positiv auf die Einnahmen der Sozialkassen, die Arbeitslosenzahl und die Wirtschaft auswirken?
Die Standard-Antwort bei Kleinbetrieben zu Arbeitszeitkürzungen gilt dann ja fast nicht mehr, weil bei 3 Mann schon ein vierter fällig wird (ausserdem machen die eh alle Überstunden).
VOLLER Lohnausgleich tut ja nicht unbedingt Not.
Rein rechnerisch sollten dann aber keine AL´s mehr über bleiben. Das hat dann zur Folge das die AL-Kasse für andere Zwecke eingesetzt werden kann. Zum Beispiel die Rentenkassenrücklagen die der Kohl verheizt hat wieder auffüllen.
Ich würde gerne einen Job machen der mich 2 oder 3 Tage in der Woche bindet, dafür aber meine Grundversorgung sichert!
Danke und viel Glück, Olly
Hallo Olly,
vielen Dank für die Frage so kurz vor Torschluss. Trotzdem antworte ich noch gerne, schließlich ist das Thema „Arbeit und Schaffung von Arbeitsplätzen“ zentral. Leider hat sich in den vergangenen Jahren und in der ökonomischen Theorie und Praxis dargestellt, dass die einfache Rechnung: jeder arbeitet 1/3 weniger, dann gibt es 33% mehr Arbeitsplätze nicht aufgeht. Dies liegt an Fixkosten, an Produktivitätsverlusten oder schlicht an der Tatsache, dass anfallende Arbeit konjunkturell schwankt.
Insofern möchten wir ein Konzept verwirklichen, dass diesem Rechnung trägt und (mehr) sichere Arbeitsplätze bei flexibleren Arbeitszeiten ermöglicht.
Viele Menschen wünschen sich Auszeiten für die Familie oder für andere Betätigungen. Andere können sich vor Überstunden kaum noch retten. Wir wollen deshalb eine neue Arbeitszeitpolitik, die beide Interessen zusammenbringt. Arbeitszeitkonten, Familien-Teilzeit, Job-Rotation und Job-Sharing sind hierzu viel versprechende Instrumente. Die generelleVerlängerung der Wochenarbeitszeit oder die Ausgrenzung von älteren Menschen durch Vorruhestandsregelungen sind der falsche Weg zur Senkung der Arbeitslosigkeit.
Außerdem regen wir an, in Tarifverhandlungen Möglichkeiten zur Reduzierung der Arbeitszeit bei anteiligem Lohnverzicht zu prüfen. Die vorhandene Arbeit könnte so in bestimmten Bereichen auf mehr Schultern verteilt werden. Wir wissen um die Schwierigkeiten eines solches Vorschlags und dass es in den unteren Lohngruppen keinen Spielraum für solche Lösungen gibt. Aber für viele könnte ein solches Modell berufliche Sicherheit mit mehr individueller Freiheit verbinden.
Ich hoffe, damit noch ein wenig mehr an Argumentation geliefert zu haben, warum es gut ist, die Grünen zu wählen. Vielen Dank für die Grüße und gleichfalls alles Gute!
Kerstin Andreae, MdB