Frage an Kerstin Andreae von Julia H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Andreae,
ich bin am Montag zufällig an einem Feuer in Stegen vorbeigekommen, das als Teil einer Demonstration der Milchbauern gezündet wurde, und habe dort eine Gruppe von Bauern gefragt, was wir als Verbraucher für sie tun können. Weidemilch kaufen, da regional, hieß es da. Aber auch vom Vertrieb dieser Milch würde für sie kaum etwas übrig bleiben. Ich kaufe jetzt Demeter-Milch, da diese anscheinend anders subventioniert wird, aber den Breisgaumilch-Zulieferer helfe ich damit natürlich nicht.
Ich fragte außerdem einen der Bauern, von welcher Partei wohl noch am meisten Unterstützung zu erwarten sei. Da nannte er "die Grünen" - mit dem Zusatz keine Wahlwerbung machen zu wollen.
Meine Frage: Was können und wollen die Grünen tatsächlich tun?
Mit freundlich Grüßen von einer empörten Milch-Konsumentin,
Julia Hammeran
Sehr geehrte Frau Hammeran,
die Situation der meisten Milchbauern ist katastrophal - sie bekommen für ihre Milch so wenig Geld, dass sie davon nicht mal mehr ihre Kosten decken, geschweige denn leben können. Schon seit Jahren spitzt sich diese Situation immer wieder zu - und politische Lösungen lassen auf sich warten. Gestern trafen sich die EU-Agrarminister erneut zu einem Milchgipfel, denn nicht nur die Milchbauern in Deutschland leiden unter dem Preisdruck. Die Enttäuschung über die mageren Ergebnisse sind groß.
Neben einer verfehlten EU-Agrarpolitik hat auch die Große Koalition zum Schaden der Bauern beigetragen. Denn nicht Marktversagen, sondern die Politik trägt durch die Heraufsetzung der Milchmengen die Verantwortung für den katastrophalen Preisverfall. Marktgerechte Mengenregulierung kostet den Steuerzahler nichts - im Gegensatz zu noch mehr Exportsubventionen, wie sie Ministerin Aigner gefordert hat. Der subventionierte Milchexport zerstört die bäuerliche Landwirtschaft in ärmeren Staaten und nutzt den Milchbauern hier nicht. Die neue Regierung steht deshalb in der Verantwortung, endlich wirksame Schritte gegen die Übermengen einzuleiten. Hier muss Deutschland seine Hausaufgaben machen, wie es auch von der EU-Kommission verlangt und von Frankreich schon lange praktiziert wird.
Unter rot-grün haben wir die Wende zur ökologischen Landwirtschaft eingeleitet - Wer Biomilch produziert, hat heute weit weniger Probleme als konventionelle Milchbauern und schont dazu die Umwelt. Aber die Umstellung auf Bio kostet Geld. Geld, das die meisten nicht haben. Deswegen war es ein Fehler der großen Koalition, dafür die Förderungen zu streichen.
Wir haben gezeigt, dass wir bessere Ideen für die Agrarpolitik haben als die anderen Parteien, das haben auch die Milchbauern erkannt, die in Anzeigen Wahlwerbung für uns gemacht haben. In der Opposition ist es natürlich nicht so leicht, eigene Forderungen durchzusetzen.Ich bin zuversichtlich, dass wir dennoch viel erreichen können. Indem wir mit den Milchbauern zusammen protestieren und gleichzeitig unsere Vorschläge ins Parlament einbringen, bauen wir Druck auf die Regierung auf und halten das Thema in der Öffentlichkeit. Das trägt auch zur Aufklärung bei. Denn es sind nicht zuletzt die Verbraucherinnen und Verbraucher, die durch bewusste Kaufentscheidungen darüber mitbestimmen, wie es mit den Milchbauern weitergeht.
Deswegen freut es mich sehr, dass Sie sich für ökologisch produzierte aus der Region entscheiden. Damit leisten sie einen kleinen, wichtigen Beitrag, damit sich endlich etwas ändert.
Mit freundlichen Grüßen,
Kerstin Andreae