Frage an Kerstin Andreae von Sandra S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Hallo Frau Andreae,
die Grünen beziehen keine klare Stellung gegen die Massentierhaltung (Subventionswahnsinn). Auch habe ich vor Kurzem an einem Infostand ein Parteikollege von Ihnen angesprochen, was Sie als Partei für den Tierschutz tun möchten. Antwort: Die Menschen sind mir ganz klar wichtiger! Das kann aber nicht wahr sein,oder doch?
Das Atomenergie abgeschafft werden muss ist klar! Auch, dass beim Verkehr eine Wende kommen muss - wie wollen Sie den CO 2 Ausstoß in der Landwirtschaft angehen? Wieso setzen sich die Grünen nicht auch für die anderen Lebeswesen (sprich Tiere) auf diesem Planeten ein? Es muss doch langsam klar sein, dass es so nicht weiter gehen kann. 660 Milliaraden Tiere werden JÄHRLICH gegessen. Diese fressen 2/3 der jährlichen Mais- und Getriedeernte. Die Gensoja-Thematik ist durch die Massentierhaltung begründet. Stellen wir die CO2 Emissionen bis 2050 nicht ein (neuste Studien), dann werden unsere Kinder und Enkel wir das Jahr 2100 NICHT erleben.
Frage: Wieso kommt der Tierschutz bei Ihnen viel zu kurz? Wieso beginnen Sie nicht endlich als grüne Partei die Bürger auf das Szenario "2050" aufmerksam zu machen. Die Zeit läuft!
Gruß
Sandra Schweizer
Sehr geehrte Frau Schweizer,
vielen Dank für Ihre Fragen. Ehrlich gesagt kann ich Ihren Vorwurf, wir Grüne würden nicht genug für den Tierschutz tun, nicht so ganz nachvollziehen. Wir Grüne haben uns immer für den Tierschutz stark gemacht und tun das auch weiterhin. Wir sind die Partei, die den Tierschutz ernst nimmt und dieses Anliegen im Bundestag vertritt. Gemeinsam mit den Tierschutzverbänden haben wir 2002 erreicht, dass Tierschutz als Staatsziel im Grundgesetz verankert wird! Nun setzen wir alles daran, dass diese Verfassungsnorm in die Verfassungsrealität umgesetzt wird. Unter der grünen Verbraucher- und Landwirtschaftsministerin Künast wurde in der Agrarpolitik endlich die Wende zu biologischer Landwirtschaft und artgerechter Tierhaltung eingeleitet. Gegen massive Widerstände haben wir unter rot-grün zum Beispiel das Verbot der Käfighaltung von Legehennen durchgesetzt. Unter der Großen Koalition wurden jedoch viele von uns erkämpfte Fortschritte wieder zunichte gemacht. Denn die Agrarpolitik von schwarz-rot ist ausgerichtet auf Massenproduktion und Exportorientierung. **Freilaufende Hühner oder suhlende Schweine passen da nicht ins Bild. Wir Grüne sind nach wie vor überzeugt: Nur eine artgerechte Tierhaltung ist gut für Tiere, Umwelt und Klima, sichert die Existenz der bäuerlichen Betriebe und trägt zur Entwicklung der ländlichen Regionen und zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Durch Reformen und strikte Anwendung des Emissions-, Bau- und Planungsrechts wollen wir den Bau von industriellen Massentierhaltungsanlagen verhindern. Eine staatliche Förderung von Agrarinvestitionen soll nur noch dann erfolgen, wenn das Vorhaben besondere Standards beim Tier-, Umwelt-, Klima- oder Naturschutz umsetzt. Die Agrarzahlungen müssen zukünftig an die Erbringung gesellschaftlicher Leistungen - auch im Tierschutz - geknüpft werden. Außerdem wollen wir eine Tierschutzkennzeichnung für alle Lebensmittel einführen, um den Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, sich bewusst für Produkte aus artgerechter Tierhaltung zu entscheiden. Gut für das Klima wäre es, weniger Fleisch zu essen. Und das hätte gleichzeitig auch positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit: Ernährungsphysiologen empfehlen den Verzehr von 300 Gramm Fleisch und Wurstwaren pro Woche, in Deutschland werden im Durchschnitt aber gut 1.600 Gramm verzehrt. Wir halten es deswegen für sinnvoll, die Bürgerinnen und Bürger darüber aufzuklären, was gesunde Ernährung ist und welche Folgen unsere Konsumentscheidungen für das Klima haben. Die Entscheidung, was man essen möchte, sollte aber jedem selbst überlassen bleiben.
Ich hoffe, ich konnte Sie überzeugen, dass der Tierschutz bei uns Grünen nicht zu kurz kommt, sondern einen sehr hohen Stellenwert hat.
Mit freundlichen Grüßen
Kerstin Andreae