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Katrin Göring-Eckardt
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Frage von Judith Eckstein-De Castro, D. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Judith Eckstein-De Castro, D. bezüglich Frauen

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

mit Sorge betrachte ich die in Deutschland nach Schutz suchenden Menschen aus Nordafrika und dem Nahen Osten. Besonders geht es mir um die Frauen und Kinder.

Bei mir verfestigte sich immer mehr der subjektive Eindruck, dass es sich bei den meisten Flüchtlingen um junge Männer handelt. Grundlage dafür waren meine persönlichen Alltagserfahrungen, sowie Bilder von Flüchtlingsunterkünften in Zeitung und Fernsehen.

Da ich mich nicht einfach auf mein Bauchgefühl verlassen wollte suchte ich belegbare Zahlen. Auf der Homepage der EU sind diese leicht zu finden (siehe Anhang). Und tatsächlich: In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen sind 2/3 bis 3/4 aller Asylbewerber männlich. In der Gruppe unbegleiteter Minderjähriger sind es sogar 80 Prozent.

Die Frage, die ich mir stelle: Was passiert mit den Frauen? Was passiert mit den Mädchen? Werden diese einfach zurück gelassen? Sind diese etwa weniger schutzbedürftig als Männer!?

Ihre Meinung zu diesem Punkt, speziell, ob Ihre Partei dagegen etwas unternehmen will, interessiert mich sehr.

Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Judith Eckstein-De Castro

Quelle: http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Asylum_statistics/de
Zitat: "Die Verteilung nach Geschlecht zeigt, dass es sich bei den Asylbewerbern häufiger um Männer als um Frauen handelte. ... Bei den Asylbewerbern in den Altersgruppen der 14 bis 17-Jährigen bzw. der 18 bis 34-Jährigen war die Geschlechterverteilung ungleichmäßiger – hier waren zwei Drittel bis drei Viertel der Bewerber männlich. Betrachtet man die unbegleiteten Minderjährigen, so waren die geschlechtsspezifischen Unterschiede noch klarer; hier waren etwa vier von fünf unbegleiteten minderjährigen Asylbewerbern männlich."

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Dr. Eckstein-De Castro,

ich danke Ihnen für Ihre Nachfrage über www.abgeordnetenwatch.de Auch mir geht das Schicksal der aus Krieg und Notsituationen, insbesondere im Nahen Osten, fliehenden Menschen sehr zu Herzen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind derzeit weltweit über 50 Millionen Menschen auf der Flucht, wobei die große Mehrheit der Schutzsuchenden zunächst in die Nachbarstaaten flieht. Im Libanon kommen beispielsweise auf vier Millionen Einwohner mehr als 1,1 Millionen syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge, davon die Mehrheit Frauen und Kinder.
 
Ihre Beobachtung, dass mehrheitlich männliche Schutzsuchende weiter nach Europa und Deutschland flüchten, ist allerdings zutreffend. Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) waren im Jahre 2014 zwei Drittel der Asylerstantragssteller in Deutschland männlich. Bei den Hauptherkunftsländern des Jahres 2014 bewegt sich der Anteil der von Frauen gestellten Asylanträge des jeweiligen Herkunftslandes zwischen 20,3 % (Eritrea) und 49,1 % (Mazedonien).
 
Dieser empirische Befund  ist jedoch nicht etwa Ausdruck mangelnder Schutzbedürftigkeit, im Gegenteil: Frauen und Mädchen werden von UNHCR zu den besonders schutzbedürftigen Personen gezählt. Es dürfte vielmehr mit den erheblichen Schwierigkeiten und Risiken zusammenhängen, die Flüchtlinge auf sich nehmen müssen, um Schutz in Europa zu erlangen. Denn Europa versucht seine Außengrenzen - auch gegen Flüchtlinge - hermetisch abzuriegeln. Das umfassende System aus flächendeckender Visumspflicht, der Errichtung von Grenzzäunen und der Aufrüstung der europäischen Grenzagentur Frontex führt dazu, dass Fluchtwege immer länger und gefährlicher werden und der Zugang nach Europa immer schwieriger.

 Vor diesem Hintergrund wird berichtet, dass bedrohte Familien oftmals zunächst (auch aus Kostengründen) nur ein Mitglied, das dann zumeist jung und männlich ist, auf den gefahrvollen Weg schicken. Die damit verbundene Hoffnung ist, dass - sollte es diesem Familienmitglied gelingen, irgendwo in Europa einen Schutzstatus zu erhalten - damit der geregelte Nachzug anderer Familienmitglieder möglich wird.

Bündnis 90/Die Grünen setzen sich auf allen Ebenen für faire Asylverfahren und eine großzügige Flüchtlingsaufnahme ein.  So fordern wir in einem Antrag (Drs. 18/3154), der in der kommenden Woche im Plenum des Deutschen Bundestages behandelt wird, die Aufnahme weiterer 20.000 Flüchtlinge aus Irak und Syrien, wovon besonders auch Frauen und Kinder profitieren würden. Zudem möchte ich noch auf die außergewöhnliche Initiative des baden-württembergischen Ministerpräsidenten  Winfried Kretschmann hinweisen, mit der tausend Frauen und Mädchen aus dem Nordirak und Syrien in Baden-Württemberg aufgenommen und betreut werden sollen.
 
Mit freundlichen Grüßen,
 
Im Auftrag
 
Büro Göring-Eckardt

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