Frage an Katrin Göring-Eckardt von Benjamin G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
mit großem Interesse habe ich Ihre Antworten zu den beiden Fragen über Sexismus gegen Männer gelesen und möchte zu dem "Versuch vieler sogenannter "Männerrechtler", sich zu Opfern eines umgekehrten Sexismus zu stilisieren," gerne zwei Fragen an Sie richten.
1. Ich arbeite zur Zeit als Disponent einer Taxizentrale und bekomme häufiger von Müttern die Bitte zu hören, dass ihre Kinder doch bitte von einer FAHRERIN und nicht von einem Fahrer befördert werden sollen, weil das SICHERER sei. Ist das gelebte GLEICHberechtigung das Männer unter Generalverdacht stehen oder brauchen Frauen die Unterstützung in der Männerdomäne Taxi?
2. Meinen Zivildienst habe ich vor einigen Jahren in einer Schule für körperlich und geistig behinderte Schüler abgeleistet. Dort wurde ich einer Klasse zugewiesen, in der Kinder mit verschiedenen Behinderungsgraden zusammen unterrichtet wurden. Unteranderem gab es ein Mädchen von sieben Jahren, welches eine so schwere geistige Behinderung hatte, das sie motorisch und psychisch auf dem Entwicklungsstand eines Säuglings war. Da ich zur Unterstützung der GESAMTEN Klasse zuständig war habe ich natürlich in Absprache mit den Lehrerinnen das Mädchen auch gepflegt, will heißen füttern, umsetzen und auch WICKELN.
Meine Arbeit verrichte ich immer zur vollsten Zufriedenheit sowohl der Lehrerinnen, als auch der ELTERN, welche mir häufiger auch beim Wickeln zusahen. Nach ca 4 Monaten jedoch fiel meinen direkten Vorgesetzten in der Pflege der "praktizierte Missstand" auf und ich wurde von meinen Aufgaben entbunden, mit der Begründung, das ich ja nunmal ein Mann sei und das Kind ein Mädchen, es sei doch auch zu meinem Besten um Missbrauchsvorwürfen vorzubeugen.
Würden sie einerseits meine damalige Situation als Diskriminierung bezeichnen und würden sie andererseits das immer wiederkehrende Vorurteil der "kinderschändenden Männer" als eine Art des Sexismus bezeichnen?
Mit freundlichen Grüßen,
Benjamin Grüter
Sehr geehrter Herr Grüter,
vielen Dank für Ihre Fragen. Zu 1.: Jede Form des Generalverdachts gegen männliche Taxifahrer ist natürlich abzulehnen! Gleichwohl gilt es immer genau nachzufragen: Womöglich haben die Eltern und ihre Kinder auch schon unangenehme Erfahrungen gemacht - diese sollten dann unbedingt auch ernst genommen werden. Zu 2.: Das Vorurteil, dass Männer an sich "kinderschändend" sind, ist uns so noch nicht begegnet. Der von Ihnen beschriebene Fall ist aus der Ferne auch schwer zu beurteilen. Unabhängig davon ist es aber in solchen Fällen immer wichtig, das persönliche Gespräch zwischen allen Beteiligten zu suchen, anstatt voreilig zu entscheiden.
Mit besten Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt