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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Thomas S. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Thomas S. bezüglich Jugend

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

Frau Großmann weist in ihrer Frage darauf, dass Sie in Ihrer Antwort an Herrn Reth nicht darauf reagiert hätten, daß Angehörige der Zivilgesellschaft (die meistens am Tage anderweitig berufstätig sind) nicht so oft wie die hauptamtlichen Bundeswehroffiziere Schulen besuchen könnten.
Frau Großmann fragt Sie konkret, was Sie gegen diese Differenz unternehmen wollen?

Auf diese Frage lassen Sie Ihr Büro eine für meine Begriffe nichtssagende Anwtort erteilen,
Zitat Büro Katrin Göring-Eckardt:

"vielen Dank für Ihre Nachfrage und den Hinweis. Natürlich wünschen wir Grüne uns, dass die Gespräche an den Schulen mit VertreterInnen der Zivilgesellschaft trotz der von Ihnen angesprochenen unterschiedlichen Zeitbudgets stattfinden. Sonst würde auch die Forderung nach gleichberechtigten Gesprächen auf Augenhöhe keinen Sinn ergeben.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt "

http://www.abgeordnetenwatch.de/katrin_goering_eckardt-575-37596--f364599.html#q364599

Frage 1:

Verwechseln die Grünen in dieser Frage ihre politische Arbeit mit "Wünsch dir was"?

Frage 2:

Sollte eine politische Partei nicht besser für die von ihr als wertvoll erachteten Ziele entsprechende Lösungsansätze suchen, als nur die Umsetzung derselben zu "wünschen"?

Frage 3:

Haben Sie eine Idee, wie der Diskrepanz bezahlte proffesionell organisierte Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr versus nicht erwerbsmässig organisierter freiwilliger Arbeit der Zivilgesellschaften begegnet werden kann?

Frage 4:

Macht es nicht Sinn, dass wenn kein sinnvolles Gleichgewicht zwischen dem Auftreten der Bundeswehr und dem der Zivilgesellschaften hergestellt werden kann, der Bundeswehr der Auftritt an Schulen untersagt wird?

Frage 5:

Sollte der Bundeswehr nicht generell die Präsenz an Schulen versagt werden, wenn sie dort bei minderjährigen Personen das Interesse für einen lebensgefährlichen und psychisch belastenden Beruf zu wecken sucht?

Viele Grüße Thomas Schüller

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Schüller,

vielen Dank für Ihre Fragen. Die Bundeswehr sieht sich nach der Abschaffung der Wehrpflicht einem verstärkten Wettbewerb um gute Nachwuchskräfte ausgesetzt. Diese Konkurrenzsituation darf dennoch nicht eine Entgrenzung in der Nachwuchswerbung nach sich ziehen. Die Bundeswehr kann nicht mit den gleichen Strategien für sich werben wie ein Unternehmen, denn sie ist schließlich keine Organisation wie jede andere. Werbekampagnen, die auf eine einseitige und verherrlichende Darstellung der Tätigkeiten bei der Bundeswehr abheben und die Risiken verschweigen, sprechen nicht nur die falsche Zielgruppe an, sie wecken auch Erwartungen, die nicht eingelöst werden können. Nachwuchswerbung der Bundeswehr muss vom Erstkontakt an ehrlich die Möglichkeit einer Verwendung im Auslandseinsatz und die damit verbundenen Risiken thematisieren. Menschen, die sich für eine Tätigkeit bei der Bundeswehr entscheiden, müssen wissen und verstehen, worauf sie sich einlassen. Darüber hinaus spielen die Werbekampagnen eine wichtige Rolle für das Verhältnis zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. Auch aus diesem Grund ist Ehrlichkeit in der Nachwuchswerbung wichtig, denn nur so kann Vertrauen hergestellt werden.

Gezielte Nachwuchswerbung mit der Zielgruppe Minderjährige bis hin zur Rekrutierung an Schulen durch die Bundeswehr lehnen wir Bündnisgrüne entschieden ab. Im Rahmen des Unterrichts zur Thematik der Friedens- und Sicherheitspolitik Deutschlands greifen LehrerInnen in allen Bundesländern auf das Angebot der Jugendoffiziere zurück, in den Unterricht zu kommen. Diese Präsenz von BundeswehrvertreterInnen ist immer wieder Gegenstand von Kritik und diese Kritik muss ernst genommen werden.

Wenn Besuche von Jugendoffizieren stattfinden, dann müssen sie bestimmte Rahmenbedingungen erfüllen. Die strikte Trennung zwischen Informationsarbeit und Nachwuchswerbung muss zu jedem Zeitpunkt garantiert sein, Jugendoffiziere dürfen nicht als Ansprechpartner für einen beruflichen Einstieg in die Bundeswehr zur Verfügung stehen. Darüber hinaus ist die Einhaltung des Kontroversitätsgebots, des Überwältigungsverbots und des Gebots der Wahrung von SchülerInneninteressen des Beutelsbacher Konsenses zu befolgen. Grundsätzlich sollten Besuche von Jugendoffizieren an Schulen da her wenn überhaupt nur im Rahmen von kritischen Diskussionen mit VertreterInnen der Friedensbewegung stattfinden.

Mit freundlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt

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