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Katrin Göring-Eckardt
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Stefan J. •

Frage an Katrin Göring-Eckardt von Stefan J. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,

was sagen Sie als MdB und Synodalvoristzende der EKD zur Preisverleihung der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis an 2 Homoheiler?
Wie schätzen SIe diese Kirchliche Sammlung ein?

Ihr Fraktionskollege Beck hat mir dazu geantwortet:
"Die von Ihnen angesprochene Preisverleihung ist eine evangelikale Selbstbeweihräucherung. Sowohl die genannte "christliche Bildungsstiftung" als auch die Preisträger und Laudatoren gehören dem extrem-evangelikalen Spektrum an und versuchen, den christlichen Glauben für homophobe Propaganda zu missbrauchen. ...

Als Laudatoren der Preisverleihung sind die Philosophieprofessorin Edith Düsing und Albrecht Fürst zu Castell-Castell vorgesehen. Frau Düsing hatte sich zuletzt bereits im Jahr 2009 mit dem OJC und der Organisation Wüstenstrom solidarisch gezeigt. Gegenüber dem Kölner Express sagte sie: "Es ist fraglich, ob Homosexualität die ideale Selbstverwirklichungsform ist." Mit Therapien seien schon Homosexuelle zu Bi- oder Heterosexualität gewechselt. "Das ist dann eine gute Entwicklung." Fürst Albert zu Castell-Castell hat sich wiederum in einem Interview kritisch gegenüber dem Beschluss der Evangelischen Landeskirche Bayerns, das Pfarramt für homosexuelle Paare zu öffnen, geäußert. In einem Interview mit der Zeitschrift Idea bezeichnete er Homosexualität als "schöpfungswidrig". Zugleich rief er zum Widerstand auf: Man müsse "wie im Dritten Reich den Widerstand in Form einer Art Bekennenden Kirche bilden". Diese Aussagen sind ein Angriff auf die Würde der Schwulen und Lesben in Deutschland. Sie sind homophobe Propaganda, der NS-Vergleich ist hetzerisches und geschichtsloses Vergessen."

http://www.kath.net/detail.php?id=33629
http://www.cidnews.de/?p=4204

Teilen SIe das? WIe geht die EKD mit diesen Umtrieben um, um christliche Jungendliche vor diesen schädlichen Therapien (reparative Therapie) zu schützen?

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Jetzt

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Jetzt,

Bündnis 90/Die Grünen setzen sich mit Nachdruck für die gleichen Rechte und Pflichten für Schwule und Lesben mit heterosexuell lebenden und liebenden Menschen ein. Mit dem Lebenspartnerschaftsgesetz von 2001 wurde eine rechtliche Grundlage für gleichgeschlechtlich liebende Menschen geschaffen. Seither hat es einige sehr begrüßenswerte Angleichungen von eingetragenen Lebenspartnerschaften an die bürgerliche Ehe gegeben. Weitere Schritte sind noch nötig, etwa was das Steuerrecht und das Recht von lesbischen und schwulen Paaren auf die Adoption von Kindern angeht. Es ist selbstverständlich, dass Schwule und Lesben nicht benachteiligt und diskriminiert werden dürfen. Das ist nicht zuletzt im Antidiskriminierungsgesetz rechtlich festgelegt.

Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auf ihrer Tagung im November 2010 in Hannover ein einheitliches Pfarrdienstgesetz beschlossen, das mittlerweile in den Landeskirchen zum Teil bereits umgesetzt wurde. Dieses Gesetz ermöglicht es grundsätzlich, dass lesbische Pfarrerinnen und schwule Pfarrer, die mit ihrer jeweiligen Partnerin bzw. ihrem jeweiligen Partner in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft leben, gemeinsam im Pfarrhaus bzw. einer Pfarrwohnung leben können. Dies hat in manchen religiös konservativen Kreisen Unruhe ausgelöst hat. Hier muss weiter Überzeugungsarbeit geleistet werden. Die Umtriebe der "Offensive junger Christen" oder von "Wüstenstrom" bzw. Unterschriftenaktionen des "Gemeindehilfsbunds" gegen diese Regelung im Pfarrdienstgesetz gehen an der Mitte des biblischen Zeugnisses, das Gottes Liebe allen Menschen gegenüber verkündet, vorbei. Auf der gerade zu Ende gegangenen EKD-Synode in Magdeburg wurde deutlich zum Ausdruck gebracht, dass es die evangelische Kirche in Deutschland und ihr Diakonisches Werk nicht dulden, wenn homosexuell lebende und liebende Menschen herabgewürdigt und diskriminiert werden. Dass es möglich sein soll, Schwule und Lesben von ihrer Veranlagung zu "heilen", würde voraussetzen, dass Schwul- oder Lesbisch-Sein eine Krankheit ist. Dem muss entschieden entgegengetreten werden, nicht nur, weil die WHO Homosexualität als eine Ausprägung menschlicher Sexualität und Liebesfähigkeit anerkennt. Jeglicher Form einer "Therapierbarkeit" ist eine Absage zu erteilen, vielmehr sind gleichgeschlechtlich liebende Jugendliche im Sinne des Evangeliums der Menschenliebe Gottes in ihrem Coming out zu unterstützen. Bestrebungen, Homosexualität als anormal oder "widernatürlich" herabzuwürdigen sind mit der respektvollen und wertschätzenden Haltung der Evangelischen Kirche in Deutschland gegenüber homosexuell lebenden und liebenden Menschen nicht vereinbar. In einem Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern dieser Gruppierungen hat das Diakonische Werk in Deutschland deutlich gemacht, dass es deren Aktivitäten genau beobachtet und diskriminierende Handlungen und Aussagen nicht dulden wird.

Mit vielen Grüßen,
Büro Katrin Göring-Eckardt

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