Frage an Katrin Göring-Eckardt von Angelika H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Göring-Eckardt,
Thilo Sarrazins Einladung zu einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie Tutzing ist bei den "Grünen" insbesondere von Frau Roth auf Kritik gestoßen. Zur geplanten Veranstaltung wurde angekündigt, diese zu boykottieren, berichtet die taz am 8.3.2011, mit dem Aufruf, man müsse verhindern, daß die Thesen Sarrazins salonfähig würden. Von Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Populismus von Seiten Sarrazins ist die Rede.
1. Würde diese Art von Demokratie, d.h. Boykottierung und Verwendung von Totschlagargumenten bei einer Wahl in die Regierung von den "Grünen" ausgehen?
2. Warum haben Sie/die "Grünen" nicht den gleichen Elan nach dem antidiplomatischen und nationastolzverherrlichenden Auftritt von Herrn Erdogan am 27.2.2011 in Düsseldorf vor ca. 11000 Türken gezeigt, wo er "seine Staatsbürger", incl.Türken mit deutschem Pass aufrief, sich nicht zu assimilieren und immer Türken zu bleiben, ?
3. Was tun Sie persönlich gegen Beschneidung von muslemischen Kindern?
4. Als Mitorganisator des Kirchentages in Dresden vertreten Sie dort die Meinung des CDU-Politikers Ruprecht Polenz, welcher lt. "Frankfurter Rundschau" vom 1.3.2011 "...die deutschen Kirchen dazu auffordert, der Bevölkerung ein besseres Bild vom Islam zu vermitteln. Dabei sei es christliche Pflicht, als Anwalt des Islams aufzutreten.“, sagte er auf einer Podiumsdiskussion der Universität Münster zum Thema Religionsfreiheit oder würden Sie die Meinung von Sven Behrens, Landesvorsitzender der Partei Christliche Mitte in Niedersachsen verteidigen: "Die christlichen Kirchen sollen also nach Ansicht des Herrn Polenz als Interessenvertreter derer auftreten die laut Koran Ungläubige angreifen sollen wo man sie nur erblicke.Das man ihnen die Hände und Füße abhacken soll Koran ( 9,5 und 5,33). Christen werden in islamischen Ländern massiv verfolgt und Herrn Polenz fällt nichts weiter ein als das die Kirchen ihren eigenen Glauben verraten sollen."?
Angelika Hörner
Sehr geehrter Frau Hörner,
vielen Dank für Ihre kritische Anfrage. Sie sprechen ein sensibles Thema an. Die Frage, wie wir hier in Deutschland mit Menschen anderer Kultur und Religion umgehen, ist eine ganz wesentliche.
Sie sprechen zunächst die Einladung Herrn Sarrazins zu einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie Tutzing und die Kritik von Bündnis 90/Die Grünen daran an. Generell gilt, dass bei einem so wichtigen Thema wie der Integrationspolitik eine Debatte nicht gescheut werden sollte. Von daher hat Frau Göring-Eckardt auch letzten September in der ARD bei "Anne Will" über die Thesen von Herrn Sarrazin diskutiert. Jedoch ist immer abzuwägen, wie viel Aufmerksamkeit man Herrn Sarrazin zukommen lassen will. Schließlich sind seine Thesen zum Teil rassistisch.
Was Zwangsbeschneidungen betrifft, hat sich Frau Göring-Eckardt immer wieder kritisch geäußert, zuletzt anlässlich des Internationalen Frauentags:
Zum Verhältnis zwischen Christentum und Islam hat sich Frau Göring-Eckardt kürzlich sehr ausführlich anlässlich der Woche der Brüderlichkeit geäußert – Sie können die Rede hier nachlesen:
Mit freundlichen Grüßen
Büro Katrin Göring-Eckardt