Frage an Katrin Göring-Eckardt von Frank R. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Göhring-Eckardt,
Wie stehen Sie zu erneuerbaren Energien, insbesondere zu nachwachsenden Rohstoffen? Wie wollen Sie erreichen, dass trotz des intensiven Anbaus von nachwachsenden Rohstoffen die Artenvielfalt in der Natur erhalten bleibt?
In letzter Zeit stehen nachwachsende Rohstoffe hoch im Kurs. Einmal angedacht zur Verwertung von Restern, Abfällen und Überschüssen, wurde viel geplant und gebaut. Nein reichten die vorhandenen Ressourcen nicht mehr aus und es wird Biomasse plantagenmäßig angebaut. Damit produzieren wir grüne Agrawüsten und die Artenvielfalt in der Natur leidet darunter, vor allen die Insekten und insbesondere unsere Bienen (ich bin Imker). Wenn die Artenvielfalt der Insekten und deren Anzahl zurückgeht, hat das eine negative Wirkung auf die Bestäubung vieler Wild- und Kulturpflanzen. Dazu kommt noch die Gefahr der weiteren und intensiveren Nutzung der "Grünen Gentechnik" und einen übermäßigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und damit zu einer weiteren Chemisierung der Landwirtschaft. Es wird doch keine Nahrung produziert und somit müssen keine Grenzwerte eingehalten werden.
Sehr geehrter Herr Reichardt,
vielen Dank für Ihre Frage. Uns als Grünen geht es darum die Natur auf Grund ihres eigenen Wertes aber auch als Lebensgrundlage des Menschen und in Verantwortung für die künftigen Generationen zu erhalten. Den dramatischen Verlust an Biodiversität können wir nicht mehr länger hinnehmen und fordern, dass der Schutz der biologischen Vielfalt ganz oben auf die politische Tagesordnung gesetzt wird. Denn wir sind überzeugt, die großen Herausforderungen unserer Zeit – Sicherung der Welternährung, Klimaschutz, Erhalt der Biodiversität und nachhaltiges Wirtschaftswachstum – sind nur gemeinsam zu bewältigen.
Biodiversitätspolitik ist daher Querschnittsaufgabe für alle Politikbereiche. Denn der Schutz einzelner Arten greift zu kurz, um die biologische Vielfalt in Gänze zu erhalten. Sie haben es richtig festgestellt: vor allem die Landwirtschafts-, aber auchForst- und Fischereipolitik haben große Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Aus unserer Sicht macht die energetische Nutzung von Biomasse nur dann Sinn, wenn sie dem Klimaschutz dient, den Naturhaushalt nicht schädigt und der lokalen Bevölkerung neue und zusätzliche Einkommen bietet. Weil die Nutzung nachwachsender Rohstoffe das Ökosystem nicht beeinträchtigen darf, fordern wir strenge und verbindliche ökologische und soziale Kriterien für den Anbau von Energiepflanzen. Außerdem wollen wir zur Energieerzeugung vorrangig biogene Abfälle und landwirtschaftliche Nebenprodukte einsetzen. Bei der Gentechnik haben Sie meine volle Unterstützung. Denn Agro-Gentechnik schafft Monokulturen auf dem Acker, Abhängigkeiten von großen Chemiekonzernen und Risiken für Mensch und Umwelt – und nicht zuletzt schadet es den Absatzmöglichkeiten ökologisch produzierter Lebensmittel, Stichwort Abstandsregelungen, die viel zu gering und ein Freibrief für Verunreinigungen sind. Nicht zuletzt fehlen gegenwärtig Schutzregelungen für Imker, für die wir uns jedoch eingesetzt haben und weiter einsetzen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Katrin Göring-Eckardt