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Frage von Martin S. •

Frage an Katrin Altpeter von Martin S. bezüglich Gesundheit

Werte Frau Altpeter,

ich habe den Zeitungsartikel zu Drug Checking (siehe http://bit.ly/1xUhotw ) wahrgenommen.

Indem GebraucherInnen lernen, Wirkungen des Konsums psychoaktiver Substanzen besser einzuschätzen und bestimmte Konsumerlebnisse besser in spezifischen Zusammenhang zu bringen mit
− dem Anteil von Art und Menge der konsumierten Substanzen
− den individuellen (physiologischen und psychologischen) Eigenschaften und Fähigkeiten, die der/die Konsumierende in die Situation des Konsums einbringt (z. B. die Erwartungshaltung an die Drogenerfahrung und an eventuelle Konsequenzen des Konsums, Bewältigungsressourcen etc.) und
− der spezifischen Situation, in der der Konsum stattfindet, inkl. des sozialen, räumlichen und emotionalen Umfelds vor, während und nach dem Drogengebrauch (vgl. Zinberg, 1984),
ermöglicht Drugchecking daneben einen reflektiven Drogengebrauch und fördert einen selbst kontrollierten, respektvollen und vorsichtigen Umgang mit psychoaktiven Substanzen und das Erlernen von geeigneten Strategien zur Risikoreduzierung beim Gebrauch.

Drugchecking in diesem Sinne zielt darauf, DrogenkonsumentInnen zu einem
höheren Informationsstand über die ihnen konkret verfügbaren Substanzen zu verhelfen und die Aneignung eines weit gehend selbst kontrollierten, respektvollen und vorsichtigen Umgangs mit psychoaktiven Substanzen sowie das Erlernen von geeigneten Strategien zur Risikoreduzierung zu fördern. Im Sinne einer Empowerment-Strategie der Gesundheitsförderung bildet Drugchecking damit – in Verbindung mit für die GebraucherInnen konkret umsetzbare Risikominimierungsstrategien – ein geeignetes Unterstützungsangebot an DrogengebraucherInnen, ihren Grad an Autonomie und Selbstbestimmung zu erhöhen.

Drug Checking hat nicht nur in Deutschland nachweislich Leben gerettet. Wie kommen Sie darauf, dass es eine Unbedenklichkeit vortäuschen würde? Haben Sie dafür eine wissenschaftliche Quelle - oder mögen Sie keine aufgeklärten Bürger?

mfg,
M. Steldinger

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Steldinger,

auch ich bin der Meinung, dass es für Drogenkonsumenten hilfreich ist, möglichst genau zu wissen, welche Substanzen in welcher Dosierung sie zu sich nehmen und welche Wirkung diese haben.

Dieses Ziel kann durch die mir bekannten Drug Checking Angebote in der Partyszene allerdings nur sehr eingeschränkt erreicht werden. Zunächst gibt es zahlreiche noch ungeklärte rechtliche und auch haftungspflichtige Fragen beim Thema Drug Checking.

Das zentrale Problem ist aus meiner Sicht jedoch ein anderes: Beim Drug Checking wird immer nur eine Probe einer einzelnen Konsumeinheit analysiert, bei der dann im Idealfall zumindest bezüglich der bekannten Substanzen Angaben zum Inhalt gemacht werden können. Diese Informationen können im konkreten Einzelfall dazu beitragen, dass Gesundheitsschädigungen verhindert werden, indem ein Mensch vom Konsum unbekannter Substanzen, Zusammensetzungen oder Dosierungen abgehalten wird.

Schwierig wird es jedoch dann, wenn Konsumentinnen und Konsumenten ein ihren Erwartungen entsprechendes "positives" Analyseergebnis der untersuchten Proben erhalten. Leider höre ich immer wieder, dass aus dem Ergebnis dann Rückschlüsse auf die Zusammensetzung weiterer Konsumeinheiten aus derselben oder gar einer anderen Bezugsquelle gezogen werden. Dies ist aber keinesfalls möglich, denn es handelt sich ja gerade nicht um geprüfte und von Pharmaunternehmen nach vorgegebenen Standards produzierte Medikamente, bei denen man sicher sein kann, dass die Inhaltsstoffe, die Wirkstoffmenge und auch die Verteilung des Wirkstoffes in der Substanz immer gleichbleibend sind.

Vor diesem Hintergrund stehe ich weiterhin zu meiner Sorge, dass sich viele
junge Menschen bei nächsten Konsum in falscher Sicherheit wiegen könnten.
Ich setze daher eher auf spezifische Präventionsprojekte in der Partyszene,
die konkrete Beratungs- und Hilfsangebote machen, aber kein Drug Checking
umfassen.

Mit freundlichen Grüßen

Katrin Altpeter, MdL