Frage an Katja Dörner von Wölfeklasse M. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Dörner,
wir sind die Wölfeklasse der Milos-Sovak Schule, Förderschule Sprache, in Hürth. Im Sachunterricht haben wir uns mit dem Thema Müll beschäftigt. Wir waren sehr erschrocken darüber, dass so viel Müll im Meer landet. Unsere Shampoo-, Deo- und Duschgelflaschen haben wir untersucht: Fast überall ist Mikroplastik drin. Es gibt fast keine Pflegeprodukte ohne Mikroplastik. Wir tragen also dazu bei, dass Meerestiere sterben und die Meere verschmutzen, obwohl wir es nicht wollen.
Deshalb haben wir eine Idee für ein neues Gesetz: Bitte verbieten Sie, dass Mikroplastik in Pflegeprodukten verwendet wird!
Wir wollen, dass die Erde gesund bleibt!
Ist diesbezüglich etwas in Planung? Über eine Antwort würden wir uns sehr freuen!
Ihre Wölfeklasse
Liebe Wölfe-Klasse der Milos-Sovak Schule,
vielen Dank für eure Nachricht und das damit verbundene Interesse am Natur- und Umweltschutz. Hinter eurer Frage steckt viel Sorge um unsere Erde, aber auch viel Engagement. Die Vermüllung unserer Natur mit Plastik ist tatsächlich eine der größten globalen Umweltkrisen. Und leider hat die Politik das Problem grob vernachlässigt. Unser Planet ist voller Plastik. Ob im Eis der Antarktis, in den Quellbächen der Hochgebirge, in den Meeren oder bei uns am Rheinufer. In den Ozeanen ist die Situation dramatisch. In einem atemberaubenden Tempo werden die Ozeane zum Endlager für unseren Plastikmüll. Der größte Plastikstrudel im Pazifik ist mittlerweile viermal so groß wie Deutschland.
Ein besonderes Problem stellt Mikroplastik dar. Diese kleinsten Plastikteilchen entstehen durch Zersetzung oder durch die Zerkleinerung von Plastik. Sie bleiben als Abfallprodukt übrig, denn Plastik baut sich nicht ab. Mikroplastik wird, unter anderem wegen seiner speziellen Eigenschaften zum Beispiel für die Reinigungswirkung, gezielt in Kosmetika oder Köperpflegeprodukten eingesetzt. Selbst an den entlegensten Orten dieser Erde verschmutzt Mikroplastik unsere Natur. Auch in Deutschland wird es fast flächendeckend in Flüssen und Böden gefunden. Über Kleinstlebewesen gelangt es in die Nahrungskette, über die Luft atmen wir Mikroplastik ein – mit noch nicht erforschten Folgen für unsere Gesundheit. Geradezu absurd ist die auch in Deutschland gängige Praxis, abgelaufene Lebensmittel samt Verpackung zu schreddern und in Biogasanlagen zu „Kompost“ zu verarbeiten. Jedes Jahr werden so Mikroplastikpartikel auf Grünflächen, in Gärten und auf Äckern verteilt. Die Menge entspricht einer Größenordnung von bis zu 612,3 Millionen Plastiktüten. Damit ließe sich eine Fläche von 13.721 Fußballfeldern bedecken.
Wir GRÜNE wollen Plastikmüll wo es geht vermeiden. Wir wollen vor allem verhindern, dass Mikroplastik in die Umwelt gelangt. Unser Ziel ist eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft mit langlebigen, wiederverwertbaren Produkten. Um die Plastikvermüllung der Weltmeere so schnell wie möglich zu beenden, fordern wir eine UNO-Plastikkonvention, die die Mitgliedstaaten zum Handeln verpflichtet!
Unsere Forderungen in Kürze:
§ PLASTIKMÜLL VERMEIDEN: » Unnötige Verpackungen verbieten » den Anteil an Mehrwegverpackungen erhöhen und ein einheitliches Pfand für alle Einweg-PET-Flaschen einführen
§ RECYCLING & WIEDERVERWERTUNG VERBESSERN: » u.a. eine deutschlandweite Wertstoffsammlung für Verpackungen, Plastik und Metall auf den Weg bringen » im Produktdesign verankern, dass Produkte zur Wiederverwertung in ihre Bestandteile getrennt werden können
§ UMWELT- UND VERBRAUCHERSCHUTZ STÄRKEN: » Strengere Grenzwerte in der Düngeverordnung festlegen » Giftstoffe in Alltagsprodukten verbieten
Aus diesem Grund habe ich zum internationalen Ocean-Clean-Up-Day am 15. September 2018 in Bonn, meiner Heimatstadt und meinem Wahlkreis, zur Teilnahme an den Aufräumaktionen am Rheinufer aufgerufen. Gemeinsam mit vielen Aktivist*innen der Initiative RhineCleanUp und Bürger*innen aus Bonn habe ich am Rheinufer Müll aufgesammelt. Denn jedes Jahr werden Tonnen an Müll über den Rhein in die Nordsee gespült. Die Beseitigung des immer weiter wachsenden Plastikbergs unseren Kindern und Enkelkindern aufzubürden, ist unverantwortlich. Weil das Thema so wichtig ist, haben wir als GRÜNE Bundestagsfraktion im September einen Aktionsplan gegen Plastikmüll beschlossen (den Beschluss findet ihr hier: https://www.gruene-bundestag.de/files/beschluesse/180925-Fraktionsbeschluss_Plastikm%C3%BCll.pdf) und Info-Material (z.B. Flyer: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/publikationen/broschueren_und_flyer/f19-10-Plastik-fin.pdf) dazu erstellt.
Ich hoffe ich konnte euch unsere Positionen und Forderungen darlegen.
Mit herzlichen Grüßen,
Katja Dörner