Frage an Katja Dörner von Martin F. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Guten Tag Frau Dörner,
laut der UNO wird sich die Bevölkerung in Afrika und im Nahen Osten bis 2050 nahezu verdoppeln.
Afrika: Von 1 Milliarde auf 2 Milliarde
Naher Osten: Von 0,3 Milliarden auf 0,6 Milliarden
Viele dieser Länder sind strukturell nicht fähig, soviele Personen zu versorgen und ihnen eine Perspektive zu geben.
Frage: Ist das nicht der wahre Grund, wieso wir zurzeit eine Masse bewegung von illegaler Einwanderung erleben. Haben Sie dieses Problem erkannt und entwickeln Sie lösen um die Grenzen besser zu schützen und um illegale Einwanderungen zu verhindern?
Sehr geehrter Herr Hoch,
bitte entschuldigen Sie die späte Antwort.
Um auf das Weltbevölkerungswachstum zu reagieren, brauchen wir faire Lebens- und Arbeitschancen weltweit. Das heißt auch, dass wir unseren Wohlstand teilen müssen und das Klima schützen. Hierzu ist unter anderem eine ökologische Landwirtschaft wichtig. Fast ein Drittel der Weltgetreideernte landet im Futtertrog. Zur Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch werden zudem 15.000 Liter Süßwasser verbraucht. Damit steht die Massentierhaltung immer mehr in Konkurrenz zur Ernährung der Weltbevölkerung und zum Klimaschutz.
Gleichzeitig geht es darum die Rechte von Frauen zu stärken und um soziale Sicherung im Kampf gegen die Armut. Der UN Bevölkerungsbericht macht deutlich, dass über 200 Millionen Frauen in Entwicklungsländern das Recht auf selbstbestimmte Familienplanung verwehrt bleibt, dies müssen wir ändern. Hohe Geburtenraten stehen oftmals in Verbindung mit fehlendem Zugang zu Bildung und modernen Familienplanungsmethoden. Angesichts des weltweiten Bevölkerungswachstums müssen wir vor allem die Rechte der Frauen und Mädchen stärken: das Recht auf Bildung und das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung. Oftmals sind insbesondere Frauen und Mädchen benachteiligt, ausgegrenzt und diskriminiert. Ein Drittel des weltweiten Bevölkerungswachstums ist bisher auf ungewollte Schwangerschaften zurückzuführen. Arme Frauen, mit geringer Bildung, die auf dem Land leben, verhüten besonders selten. Es ist wichtig, dass Frauen selbst entscheiden können, wann für sie und ihre Familie der richtige Zeitpunkt ist, Kinder zu bekommen. Dies gibt jungen Frauen die Chance, ihre Ausbildung abzuschließen und einen Beruf auszuüben. Durch eine selbstbestimmte Familienplanung sind Familien sozial besser abgesichert. So können die Kinder unbeschwert aufwachsen.
Die jährlich 80 Millionen ungewollten Schwangerschaften erschweren die wirtschaftliche Entwicklung armer Länder. Diese Zahl könnte um zwei Drittel gesenkt werden, wenn alle Frauen Zugang zu Verhütungsmitteln hätten. Doch Armut, sozialer Druck und mangelnde Gleichstellung hindern viele Frauen daran. Im südlichen Afrika, dem Erdteil mit der höchsten Geburtenrate, stirbt jede 39. Frau während der Schwangerschaft. Mittels selbstbestimmter Familienplanung könnte auch die Zahl der Risikoschwangerschaften verringert werden. Wir brauchen einen integrierten Ansatz, um weltweit das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und reproduktive Gesundheit zu ermöglichen. Finanzielle Hilfen für Verhütungsmittel und Beratungsangebote müssen mit einer Stärkung der Gesundheitssysteme und der Festigung der individuellen Rechte von Mädchen und Frauen einhergehen. Ein Schlüsselfaktor ist es auch, den Zugang zu Bildung zu ermöglichen, insbesondere die Sekundarbildung bleibt Mädchen in Entwicklungsländern oftmals verwehrt. Auch fehlende soziale Sicherung beeinflusst die hohen Geburtenzahlen in Entwicklungsländern. Soziale Sicherung ist ein Schlüsselfaktor in der Bekämpfung von Armut und wurde in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit viel zu lange vernachlässigt. Das Credo, der Armut allein mit Wirtschaftswachstum zu begegnen, hat sich selbst ad absurdum geführt. Trotz enormem wirtschaftlichen Wachstums, beispielsweise in Afrika, hat sich die Armut dort deutlich erhöht. Ohne Umverteilung und sozialen Ausgleich gibt es kein würdiges Leben für viele Menschen.
Freundliche Grüße
Katja Dörner