Frage an Katja Dörner von Simone J. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Dörner,
Ich weiß, dass für Bündnis 90 / Die Grünen und auch für Sie selbst Lärmschutz, sei es nun Autolärm an Autobahnen und innerstädtischen Verkehrsadern oder Fluglärm (Hangelar oder KölnBonn), einen sehr hohen Stellenwert hat. Ich frage mich aber, ob da ein Umdenken stattgefunden hat, welches zu einer Neubewertung von Lärm Ihrerseits geführt hat. Anlass dazu gibt ein Artikel im Bonner General-Anzeiger vom 16.02.2015, in dem Sie sich hinter die Kultur-Initiative „Rhizom“ stellen, die sich bis jetzt noch nicht besonders damit hervorgetan hat, dass sie Auflagen, die für Veranstaltungen vom Ordnungsamt gemacht wurden (Lärmemissionen, Hygiene), eingehalten hat oder ganzjährig einfach private Parties ohne Genehmigung veranstaltet - mit den oben erwähnten Begleiterscheinungen.
Gilt der Satz: „Lärm macht krank“ so noch? Oder gibt es divergierende Erkenntnisse, die eine unterschiedliche Bewertung von Verkehrs- und Partylärm nahelegen und somit die Lärmdiskussion in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen?
Sehr geehrte Frau Jünger,
vielen Dank für ihre Frage.
Nein, es hat kein Umdenken stattgefunden. Es ist unbestritten: Lärm macht krank. Das zeigen viele Studien beispielsweise zu Fluglärm. Lärmquellen sind vielfältig, sie reichen von Verkehrs- und Baulärm bis hin zu Industrielärm. In Deutschland sind 13 Millionen Bürgerinnen und Bürger allein von Straßenverkehrslärm in ihrem Wohnumfeld betroffen. In Europa ist der Anteil der Betroffenen mit 200 Millionen Menschen sogar noch deutlich höher. Entsprechend gibt es viele Bürgerinitiativen vor Ort, die sich oftmals seit Jahren für eine Verminderung des Lärms einsetzen. Seien es Bürgerinitiativen gegen den Ausbau des Flughafens Rhein Main Airport oder des Berliner Flughafens BER, entlang der Rheintalbahn oder an den vielen Neubaustrecken von Autobahnen in der Republik. Für Bonn brauchen wir dringend ein Passagiernachtflugverbot. Hier blockiert die Bundesregierung. Ich unterstütze das Programm zur Lärmaktionsplanung in der Bundesstadt. Das Kartenwerk darin macht deutlich, wie sehr die Bonnerinnen und Bonner vor allem mit Verkehrslärm belastet sind ( http://www.bonn.de/umwelt_gesundheit_planen_bauen_wohnen/umweltschutz/umgebungslaerm/index.html?lang=de)
Manchmal treibt Engagement gegen Lärm auch seltsame Blüten. So gab es in der Vergangenheit erfolgreiche Klagen vor Verwaltungsgerichten gegen Kindertagesstätten und Spielplätze in reinen Wohngebieten. Obwohl die gängige Rechtsprechung Kinderlärm grundsätzlich unter ein besonderes Toleranzgebot stellt. Für uns sind solche Urteile unverständlich. Dieses Toleranzgebot sollte bei der Abwägung zwischen den berechtigten Ruhebedürfnis der Nachbarschaft und temporären Geräuschen, die mit menschlichem Verhalten verbunden sind, wie beispielsweise auf Sportplätzen, oder eben wie von Ihnen angesprochen im Karneval, auch gelten.
Freundliche Grüße
Katja Dörner