Frage an Katja Dörner von Rainer L. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Dörner,
wie ist Ihre Meinung zum bedingungslosen Grundeinkommen?
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Locke
Sehr geehrter Herr Locke,
vielen Dank für Ihre Mail. Bitte entschuldigen Sie die verspätete Antwort.
Einem bedingungslosen Grundeinkommen stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber. Ein bedingungsloses Mindesteinkommen für jede und jeden wäre eine Anerkennung des Wertes eines jeden Menschen. Es würde die individuelle Freiheit befördern, indem es ermöglicht, Arbeit frei auszuwählen und insofern auch die Abwägung zwischen einerseits bezahlter Arbeit und andererseits persönlichen Lebensentwürfen und unbezahlten Tätigkeiten zu erleichtern.
einer Ansicht nach ist das Streben nach Wachstum und Vollbeschäftigung immer weniger mit den Grenzen von Natur und Umwelt zu vereinbaren. Ein Grundeinkommen würde es erleichtern, den bestehenden Gegensatz zwischen wirtschaftspolitischen Zielsetzungen und den Anforderungen einer guten Umweltpolitik aufzuheben. Ein Grundeinkommen müsste allerdings so gestaltet sein, dass es sich nicht zu einer Art "Stilllegeprämie" für Menschen entwickelt, die bspw. aufgrund geringer Qualifikation oder einer Behinderung Schwierigkeiten haben, einen Arbeitsplatz zu finden. Auch mit Blick auf die Gleichstellung von Männern und Frauen ist es sicherlich schwierig, ein Grundeinkommen so zu gestalten, dass es sich nicht zu einem Roll-Back hinsichtlich der Rollenverteilung auswirkt. Größere Investitionen in Bildung etc blieben trotz Grundeinkommen unbedingt notwendig.
Sie sehen - es gibt gute Argumente für ein Grundeinkommen, auf meiner Seite aber auch noch einige Fragezeichen. Die bis dato vorgelegten Modelle - bspw. das Bürgergeld von Althaus - überzeugen mich nicht. Ich bin gespannt auf die weitere Diskussion in Politik und Gesellschaft.
Viele Grüße, Katja Dörner