Frage an Katja Dörner von Thomas S. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Frau Dörner!
In Ihrer Antwort auf Fragen betreffs der Situation der Pflegeberufe schreiben Sie:
"uns Grüne beschäftigt das Thema der Arbeitsbedingungen und der zunehmenden Personalknappheit im Pflegesektor sehr. Ganz zweifellos muss hier dringend etwas passieren – darüber dürfte partei- und fraktionsübergreifend Einigkeit herrschen."
Die Botschaft höre ich wohl, allein mir fehlt dazu der Glaube, dass eine wirkliche Einsicht in die Problematik in der Politik vorhanden ist. Zulange schon bestehen im Bereich der Pflege akute Probleme, ich weise auf nur 2 Links:
http://www.zeit.de/politik/2010-05/pflege-stellenabbau
Sie weisen zwar auf umfangreiche inhaltliche Positionen der Grünen zu dem Problem, die dann aber bei den Ansätzen zur Lösung der Problematik m.E. wenig konkret werden. So erkennen die Grünen in dem von Ihnen verlinkten Positionspapier zwar einen m.E. sehr wesentlichen Problemfaktor, Zitat:
"Andere europäische Länder bieten bessere Arbeitsbedingungen,
bessere Bezahlung und nicht selten auch bessere Integrationschancen"
http://www.gruene-bundestag.de/cms/pflege/dok/358/358595.zuwanderung_allein_wirds_nicht_richten.html
Nur leider kann ich dann nach dieser erfolgten Problemerkennung weder dort noch in Ihrer Antwort einen Effizenz versprechenden Lösungsvorschlag erkennen. Bezogen auf die Arbeitsbedingungen, nennen Sie in Ihrer Antwort 1 Lösungsansatz:
"die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, bspw. durch die Förderung betrieblicher Gesunderhaltung."
Frage 1:
Ist ein solcher Vorschlag angesichts der eigentlichen Probleme (wie z.B. Belastungen durch Schichtdienst, ungünstige Personalschlüssel, geringe Bezahlung) nicht sehr ungenügend?
Um zum Eingemachten zu kommen:
Frage 2:
Sollten Menschen in Pflegeberufen nicht besser bezahlt werden
und wenn ja, wie soll das geschehen?
Mit freundlichen Grüßen Thomas Schüller
Sehr geehrter Herr Schüller,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema „Pflegeberufe“, die ich Ihnen gerne abschließend beantworte:
Die wertschätzende Kultur eines Unternehmens oder die Detailgestaltung des Arbeitszeit- und Pausenplans kann nicht von politischer Seite vorgeschrieben werden, aber sie kann Wege dahin aufzeigen. Unser Fachgespräch zum Thema Arbeitskräftemangel und Jobattraktivität hat uns im Diskurs viele Stellschrauben aufgezeigt: http://www.gruene-bundestag.de/cms/pflege/dok/358/358595.zuwanderung_allein_wirds_nicht_richten.html
Weiterhin ist die Politik gefordert, die Vereinbarkeiten von Beruf und Familie zu fördern. Für ArbeitnehmerInnen ist dies ein wichtiger Aspekt zur Steigerung der Berufszufriedenheit.
Die Bezahlung ist in der Pflegebranche nicht einheitlich. Hier kommt es durchaus auch zu Lohndumping. Das muss selbstverständlich weiter eingedämmt werden. Bündnis 90/Die Grünen fordern die Einführung von bundeseinheitlichen Mindestlöhnen in der Pflege (derzeit Ost 7,50 Euro und West 8,50 Euro). Pflegekräfte müssen angemessen entlohnt werden. Deshalb müssen wir die Pflegekräfte stärken, selbstbewusst ihre Lohnverhandlungen zu führen und sich mehr als bisher in der Arbeitnehmervertretung zu organisieren. Nur dann können sie ihren Forderungen Ausdruck verleihen.
Pflegekräfte können aufgrund des Personalmangels bereits heute ihren Arbeitsplatz wählen. Somit ist die bessere Bezahlung ein Kriterium für die neue Arbeitsplatzwahl und für viele Arbeitgeber auch ein Wettbewerbsinstrument um die schwindenden Arbeitskräfte.
Freundliche Grüße, Ihre Katja Dörner