Frage an Katja Dörner von Jutta H. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau Dörner,
Werden Sie sich dafür einsetzen, dass in der Bundesverwaltung die Nutzung Freier Software und Offener Standards zur Regel gemacht wird? Und wie wollen Sie dies umsetzen? Wie ist die Position Ihrer Partei zu dieser Thematik?
Freie Software bietet extrem niedrige Einstiegshürden für die kleinen und mittleren Unternehmen. Werden Sie sich für Freie Software Unternehmen, wie sie sich z.B. im Linuxverband zusammengeschlossen haben, stark machen?
Was denken Sie über Software-Patente? Sehen Sie die Gefahr, daß diese Monopolisten fördern auf Kosten der KMUs?
Halten Sie Freie Software für sicherer als geschlossene Systeme? Sehen Sie die Gefahr, daß die Hersteller geschlossener Systeme möglicherweise ihren Kunden (potentielle) Sicherheitslücken verschweigen?
Was halten Sie von Offenen Standards, wie z.B. OD (OpenDocument, ist z.Zt. das Standard-Dokumenten-Format der OpenOffice-Suite, wird von anderen Freien Lösungen auch unterstützt, http://de.wikipedia.org/wiki/OpenDocument )? Sehen Sie einen Vorteil
darin, daß die Spezifikationen solcher Formate von jedermann einsehbar sind und hierdurch die Qualität und Kompatibilität der jeweiligen Anwendungen zunehmen?
Halten Sie es für sinnvoll, in Schulen den Umgang mit Freier Software zu lehren? Denken Sie, daß dies der technischen Kompetenz der Schüler dienlich ist? Und sehen Sie die Gefahr, daß die Schulung in kommerziellen Lösungen die Schüler an die Abhängigkeit von kommerziellen Monopolisten gewöhnt?
Bei unfreier Software ist das Wissen über den Aufbau und die Funktionsweise von Software immer in der Hand von wenigen. Wie wollen Sie Staat und Bürgern helfen, die Kontrolle über jene Software zu erhalten, die ihre Arbeit und ihre Kommunikation bestimmt?
Mit freundlichem Gruss,
Jutta Horstmann
Sehr geehrter Frau Horstmann,
vielen Dank für Ihre Frage zu Open Source.
Die Grünen sprechen sich seit langem für Freie Software, offene Formate und Lizenzen wie z.B. Creative Commons aus. Deshalb werden wir auch in Zukunft gegen Softwarepatente kämpfen, uns für Unternehmen aus dem Bereich freier Software stark machen und uns gegen die Diskriminierung von freier Software in der Verwaltung einsetzen.
Aus meiner Sicht bieten Open Source und freie Software gute Alternativen gegenüber proprietärer Software und auch einige wichtige Vorteile, besonders was die langfristigen Kosten, die Abhängigkeit von den Softwareanbietern, sowie die Kontrolle über den Code und die Anpassungsfähigkeit an spezielle Anwendungen betrifft. Aber Freie Software lohnt sich nicht nur wirtschaftlich, sie ist auch sicherer. Darüber hinaus bietet sie durch ihre Kompatibilität und lange Lebensdauer zusätzlich einen großen ökologischen Vorteil.
Offene Standards sind meiner Meinung nach der richtige Weg, um Dokumente den Nutzerinnen und Nutzern auch für die Zukunft zu erhalten. Produkte die auf offenen Standards basieren, sind nicht abhängig vom wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg eines einzelnen Herstellers. Sie sind investitionssicher und können kostengünstig in vorhandene Systeme implementiert werden. Kleinen und mittleren Unternehmen wird der Zugang zu Informationsmärken erleichtert und der Wettbewerb im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien wird gestärkt. Es muss allerdings klar sein, was mit offenen Standards gemeint ist. Die grüne Bundestagsfraktion hat mich darauf hingewiesen, dass die große Koalition 2007 einen Antrag verabschiedet hat, in dem sie die Definition von offenen Standards so formulierte, dass sie gebührenpflichtige, patentierte Standards mit einbegriff. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache.
Als Bildungspolitikerin ist es mir besonders wichtig, dass die Medienkompetenzvermittlung in Schulen nicht nur auf Bedienungskenntnisse beschränkt wird, sondern auch Hintergrundwissen vermittelt, etwa über das Potential von quelloffener und freier Software für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Computerkompetenz darf nicht nur Programm-Anwendung bedeuten. Schließlich muss eine freie Entscheidung für oder gegen einzelne Programme oder Software-Lösungen möglich sein.
Mit freundlichen Grüßen
Katja Dörner