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Katharina Schulze
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Frage von Moritz R. •

Frage an Katharina Schulze von Moritz R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo Frau Schulze,
ich habe eine Frage bezüglich "Patriotismus". Vorab, ich heiße Moritz, bin 19 Jahre alt und schreibe dieses Jahr mein Fachabitur. Zudem gehöre ich derzeit noch keiner Partei an und bin noch auf der Suche. Doch ich will jeder Partei, außer der Links-Partei und besonders nicht der AfD, eine Chance geben. Nun zu meiner Frage. Wie stehen sie dazu, würden sie sich selbst als Patriotin bezeichnen? Ich möchte ihnen vorab erklären wie ich diesen Begriff für mich definiere. Für mich ist Patriotismus, wenn man stolz auf die Kultur und die Gesellschaft eines Landes ist, wenn man auf das, was dieses Land alles geschafft und noch schaffen wird stolz ist. Allerding gehört für mich auch dazu, aus den Fehlern eines Landes zu lernen, gerade wir Deutschen wissen das zu gut. Es ist wichtig, so etwas wie die Nationalsozialisten nie wieder aufblühen zu lassen, oder wie ich sie heute nenne, AfD-ler. Sie sehen, ich verachte den rechten Abschaum und die Hetzer der AfD. Das ist für mich Patriotismus.
Daher macht es mich häufig traurig zu hören, dass Politiker aus ihrer Partei eben nicht viel damit anfangen wollen. So hat ihr Parteivorsitzender Habeck in seinem Buch "Patriotismus | ein linkes Plädoyer" geschrieben, er finde "Patriotismus und Heimatliebe" zum kotzen. Das finde ich wirklich schade.
Wie stehen sie dazu? Würden sie sich dem Begriff Patriotismus so wie ich ihn dargestellt habe anschließen?
Ich finde wir sollten die Deutschlandflagge nicht der AfD und den Neonazis überlassen, denn diese Parteien repräsentieren nicht das wahre Deutschland. Im Gegenteil, wir sollten auf Gegendemonstrationen gegen die Rechten die Deutschlandflagge schwenken, den dieses Deutschland ist so viel stärker als es die Rechten aus der AfD jemals sein werden.
So denke ich über Patriotismus. Ich freue mich bereits auf ihre Antwort.
Bleiben sie gesund, schönen Tag noch und liebe Grüße,
Reitinger Moritz

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Antwort von
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Lieber Herr Reitinger,

vielen Dank für Ihre Frage. Ich verstehe mich selbst als Demokratin und Bürgerin verstehen, die sich zu den demokratischen Grundlagen unserer pluralen Gesellschaft und zur Verteidigung unserer Grund- und Menschenrechte bekennt. Demokratische Werte hören für mich nicht an einer Landesgrenze auf. Natürlich habe ich mehrere „Heimaten“ – das ist zum einen Herrsching am Ammersee, wo ich aufgewachsen bin und mich immer „zu Hause“ fühle, das ist Bayern, Deutschland und Europa. Heimat sind für mich aber auch die Orte, wo Menschen sind, die mir wichtig sind, meine Familie, meine Freund*innen und wo ich anpacken und was bewegen und verändern möchte. Ich finde die Auseinandersetzung mit dem Begriff Heimat sehr spannend und bin davon überzeugt, dass wir Grüne sie nicht den anderen Parteien überlassen sollten. Das machen wir auch nicht. Als Grüne Landtagsfraktion in Bayern beschäftigen wir uns schon lange mit dem Thema Heimat – hier z.B. die Dokumentation von unserem zweiten Heimatkongress: https://www.gruene-fraktion-bayern.de/fileadmin/bayern/user_upload/ContentFiles/dokumentation_heimat.pdf

Hier auch ein sehr guter Kommentar von der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag Katrin Göring-Eckardt: „Gegen die rechte Heimatschutzpropaganda gilt es deshalb, unbeirrt für ein offenes Verständnis von Heimat zu kämpfen. Und damit für ein Land, das europäisch bleibt, das ökologischer, sozialer und noch weltoffener wird“ – dem ich mich sehr gut anschließen kann: https://taz.de/Gastkommentar-Gruener-Heimatbegriff/!5451388/

Liebe Grüße
Katharina Schulze

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