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Katharina Schulze
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Frage von Armin S. •

Frage an Katharina Schulze von Armin S. bezüglich Gesundheit

ist es tatsächlich so, daß Sie Homöopathie als „Hokuspokus“ einordnen und was heißt das für mich als Homöopathen und meine Patient*innen?
Fordern Sie Einschränkungen, was die Apothekenpflicht von Homöopathika angeht?
Fordern Sie Eiunschränkungen für den Heilpraktiker?

Auch Ihre Haltung zu Impfungen [https://twitter.com/KathaSchulze/status/1102946438445744128] läßt mich schaudern. Plädieren Sie für eine Impfpflicht?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Gerne erkläre ich Ihnen meine Herangehensweise. Die TAZ hat kürzlich einen Artikel zum Thema „Kontroverse über Homöopathie: Das weiße Nichts“ veröffentlicht. Ich finde den Artikel sehr gelungen.

Warum ist die Debatte bei dem Thema so heftig? Zum einen weil Homöopathie weiter im Trend ist. Zum anderen kennt fast jede und jeder jemanden, der Globuli und der Heilkraft der Homöopathie vertraut. Wenn man sich jedoch tiefer mit der Materie beschäftigt und sich auf wissenschaftlich belegbare Studien bezieht, so komme ich zu dem Punkt: Globuli sind keine Medizin.

Ich bin eine Freundin von Fakten und daher empfinde ich es als problematisch, wenn nicht faktenbasiert argumentiert wird. Ich arbeite dafür, dass die Beweise und Erkenntnisse der Wissenschaft ernst genommen werden – in allen Politikfeldern. Dann müssen wir das beim Thema Homöopathie in meinen Augen ebenfalls tun. Denn die Studien, die eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirksamkeit der Homöopathie zeigen wollen, sind gemessen an den Standards der evidenzbasierten Medizin methodisch unzureichend. Selten gehen sie über reine Erfahrungsberichte hinaus. Auf Kontrollgruppen wird meist verzichtet usw. Bei der Homöopathie geht es vor allem um das homöopathische Zubereitungsverfahren (Potenzieren): Je nach Potenz wird dabei ein Stoff so lange verdünnt („verschüttelt“), bis davon chemisch gesehen nichts oder nur noch sehr wenig vorhanden ist. Ab Potenzschritt C13 oder D23 sind keine Moleküle des Ausgangsstoffes mehr vorhanden. Gebräuchliche Stoffe sind beispielsweise Arsen, Quecksilber, Belladona (Tollkirsche) aber auch ungiftige Pflanzen- oder Tierbestandteile. Es ist also das Prinzip der Homöopathie, dass keine Wirkstoffe mehr vorhanden sind. Und die Aussage: „Bei mir wirkt es aber“, oder „Ich kenne jemanden, bei dem hat es gewirkt“, das reicht mir persönlich einfach nicht.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich bin absolut für eine Reform des Deutschen Gesundheitssystems. Ich möchte, dass Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für die einzelnen Patientinnen und Patienten haben. Ich möchte, dass die Ausbildung der Ärzt*innen in dieser Richtung weiter entwickelt werden. Ich möchte, dass Achtsamkeit und das Wohl des Patient*in weiter in den Vordergrund rückt. Ich möchte, dass Krankenpfleger*innen besser bezahlt werden. Ich möchte, dass Pharmakonzerne ihre Produkte offen verkaufen, bin für weniger Lobbyismus der Pharmakonzerne (und von Herstellern homöopathischer Mittel!) und es ist mir wichtig, dass immer das Wohl der Patient*innen im Mittelpunkt steht. Homöopathische Mittel sollten in meinen Augen weiter in der Apotheke verkauft werden.

Masern sind eine immer noch unterschätzte Infektionskrankheit. Sie können in schweren Fällen zu erheblichen bleibenden Schäden oder gar zum Tode führen. Stabil hohe Impfquoten bei Kindern und Erwachsenen sind daher ein zentrales Instrument, um alle Menschen gleichermaßen zu schützen. Auf diese gelebte Solidarität sind besonders diejenigen Menschen angewiesen, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, wie beispielsweise Säuglinge bis zu einem Jahr oder Menschen mit Immunerkrankungen. Meine aktuelle Anfrage zum Plenum an die Staatsregierung hat gezeigt, dass es 34 Masernfälle in Bayern seit Anfang des Jahres gab und dass die Impfquote bei der zweiten Masernimpfung in Bayern nicht bei den erforderlichen 95% liegt. Wir Grüne haben daher Mitte Mai 2019 die Söder-Regierung dazu aufgefordert, eine verpflichtende Impfung für den Besuch einer Kindertagesbetreuung, den Nachweis über Impfschutz des Betreuungspersonals in KiTas, Schulen, Gesundheits-und Pflegeeinrichtungen, Impfungen auch außerhalb von Praxen zum Beispiel in Betrieben und Apotheken zu erhöhen, gezieltere Kampagnen und Aufklärungsarbeit für Jugendliche und Erwachsene festzuschreiben. So kann die Impfquote erhöht werden – denn das ist dringend notwendig!

Herzliche Grüße

Katharina Schulze

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