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Katharina Schulze
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ricarda R. •

Frage an Katharina Schulze von Ricarda R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Schulze,

mit großer Besorgnis beobachte ich die sich immer weiter verschlechternde Situation der Hebammen. Die Hebammen leisten vor, während und insbesondere nach der Geburt also in der Anfangsphase einer Familie äußerst wichtige Arbeit.
Im Februar diesen Jahres hat die Nürnberger Versicherung als letzter Versicherer die Haftpflichtversicherung im Hebammensegment zum Sommer 2015 gekündigt.
Wenn nun die freischaffenden Hebammen mangels Haftpflichtversicherung nicht mehr arbeiten können, wer hilft bei der Geburt?
Wer untersucht die Mütter im Wochenbett? Wer versorgt sie bei Milchstau, Brustentzündung und hilft bei der Rückbildung? Machen dann die Frauenärzte Hausbesuche?
Und wer versorgt die Neugeborenen? Wiegt sie und hilft beim Stillen? Übernehmen die Kinderärzte diese Aufgabe? Müssen die Eltern mit den Neugeborenen ständig in Überfüllten Wartezimmern sitzen?

Gerade heute, wo kaum einer seine Eltern/ Großeltern in der Nähe hat, brauchen Mütter und Väter Unterstützung. Sie brauchen einen Ansprechpartner, der ihnen neben der medizinischen Versorgung auch einen guten Start ins Familienleben ermöglicht.
Die Arbeit der Hebammen ist so viel wert, sie zu verlieren verheerend.

Wie sehen Sie dieses Thema und was wollen Sie diesbezüglich unternehmen?

Ich freu mich auf Ihre Antwort.
Mit besten Grüßen Ricarda Ruby

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau Ruby,

wir Grünen sehen die verschlechterten Arbeitsbedingungen für Hebammen in Deutschland ebenso kritisch wie Sie. Wie Sie beschrieben haben stellt die Leistung von Hebammen, dass werdende Eltern frei entscheiden können, wie und wo sie ihr Kind zur Welt bringen. Durch die seit Jahren exorbitant steigenden Haftpflichtprämien für freiberufliche Hebammen ist diese Wahlfreiheit gefährdet. Massiv verschärft wird die Situation durch die sich stark reduzierende Zahl der Versicherungsanbieter.
Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber passiert ist wenig. Gesundheitsminister Hermann Gröhe richtet nur verständnisvolle Worte an die Hebammen. Das ist zu wenig. Unsere Bundestagsfraktion, die für diese Thematik zuständig ist und namentlich meine Kollegin Elisabeth Scharfenberg sind im Sinne einer Sicherung der Hebammenversorgung sehr aktiv!

Erst vergangene Woche wurde im Bundestag ein Antrag der Grünen Fraktion (Drucksache 18/850) behandelt. Wir schlagen darin folgendes vor:
Kurzfristig muss sichergestellt werden, dass die Hebammen von den gesetzlichen Krankenkassen angemessene Vergütungen erhalten, um ihre Haftpflichtprämien bezahlen zu können. Zudem müssen die Versicherer dazu bewegt werden, auch weiterhin Haftpflichtversicherungen anzubieten. In einem weiteren Schritt muss Schwarz-Rot dann dafür sorgen, dass die Haftpflichtprämien sinken können. Dazu sind verschiedene, befristete Modelle möglich, z.B. ein Haftungsfonds oder eine Regressbeschränkung. Das muss noch in diesem Jahr angepackt werden.
Langfristig jedoch braucht es eine tragfähige Lösung für alle Gesundheitsberufe. Denn sie alle ächzen unter steigenden Haftpflicht-Prämien. Wir schlagen vor zu prüfen, ob und wie die Regelungsprinzipien der gesetzlichen Unfallversicherung auf eine Berufshaftpflichtversicherung für alle Gesundheitsberufe übertragen werden können. Um dauerhaft eine flächendeckende und qualitätsgesicherte Versorgung mit Geburtshilfe – und damit die Wahlfreiheit werdender Eltern – sicherzustellen, brauchen wir neue Konzepte. Dazu muss zuerst eine regelmäßige Bestandsaufnahme der geburtshilflichen Versorgung in Deutschland gewährleistet werden.

Der Antrag der grünen Bundestagsfraktion wurde am 20. März in erster Lesung im Deutschen Bundestag beraten und ist jetzt an den zuständigen Ausschuss verwiesen worden. Wir werden sehen was die große Koalition dann dort von unseren Ideen hält, aber es scheint glücklicherweise ein wenig Bewegung in die Sache zu kommen.
Bei uns im Landtag war das Thema Hebammen seit der Wahl bereits mehrmals auf der Tagesordnung, zuletzt im Februar auf Antrag der Freien Wähler. Dem Antrag hatten wir zugestimmt, er wurde aber von der CSU Mehrheit abgeschmettert. Leider ist die CSU nicht besonders aktiv und hat ihrem eigenen Dringlichkeitsantrag vom Dezember keine Taten, nur schöne Worte folgen lassen. Meine Kollegin im Landtag Kerstin Celina kümmert sich in unsere Fraktion um dieses Thema.

Liebe Frau Ruby, Sie sehen wir sind an dem Thema dran – im Landtag wie im Bundestag! Uns fehlen aber leider die Mehrheiten um unsere Ideen und dringend nötigen Initiativen umzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen,

Katharina Schulze

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