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Katharina Schulze
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Frage von Thomas S. •

Frage an Katharina Schulze von Thomas S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Schulz,

ihre Hintergründe in allen Ehren, aber wieso verunglimpfen Sie mit der Verhüllung eines Denkmales pauschal alle Trümmerfrauen? Müssen Sie auf deren Kosten Presseecho schaffen? Fanden Sie keine andere Möglichkeit um auf ihre Vorstellungen hinzuweisen? Wie würden Sie alternativ die Arbeit der Trümmerfrauen ehren?

Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Schmidt

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schmidt,

unsere Aktion verunglimpft nicht pauschal alle Trümmerfrauen. Im Gegenteil: uns liegt daran, dass nicht andere für etwas gelobt und geehrt werden, was diese Frauen geleistet haben. Dazu muss man sich die genaue Situation in München anschauen. Laut historisch belegbaren Aussagen des Stadtarchivs nimmt München eine Sonderrolle bei den Aufräumarbeiten nach dem Krieg ein. Während in Berlin tatsächlich Tausende von Frauen die Aufräumarbeiten nach dem Krieg freiwillig und gegen Entgelt bewerkstelligt haben, waren es in München 1500 zwangsverpflichtete Personen. Die Dokumente des Stadtarchivs belegen, dass diese Personen, von denen 1300 Männer waren, von den Besatzungsmächten aufgrund ihrer Aktivitäten in NS-Organisationen dazu verpflichtet wurden, beziehungsweise sonst mit Entzug der Essenmarken hätten rechnen müssen.

Dieser historisch unbestrittenen und seitens der Staatsregierung bestätigten Tatsache wurde im Zusammenhang mit der Aufstellung des Gedenksteins am Marstallplatz in keiner Weise Rechnung getragen. Das unserer Ansicht nach von dem Gedenkstein ausgehende Signal ist ein pauschales Dankeschön an alle Beteiligten an den Aufräumaktionen, die allerdings bei genauerem Hinsehen größtenteils mitverantwortlich waren für die Gräuel des „Dritten Reichs“.

Auch im Münchner Stadtrat wurde das Thema schon mehrfach diskutiert und vier Mal hat der Stadtrat die Errichtung eines Denkmals auf städtischen Grund aus den oben genannten Gründen abgelehnt. 2007 äußerte sich der Ältestenrat zuletzt zu diesem Thema und befand, dass es den Begriff “Trümmerfrauen” in München nie gegeben habe – und deswegen ein Denkmal in München nicht passend sei.

Das bayerische Kultusministerium hat jedoch einen Gestattungsvertrag mit dem Verein geschlossen, der die Errichtung des “Denkmals” auf staatlichen Boden ermöglicht hat. Der für die Aufstellung des Gedenksteins zuständige Minister Ludwig Spaenle (CSU) ist selbst Historiker und weiß um die fatale Wirkung einer falschen Erinnerungskultur. Die öffentliche Diskussion der letzten Tage hat gezeigt, dass sich insbesondere rechte Kreise durch die – selbst befeuerte – Kritik an der Aktion bestätigt sehen und eine Verbindung zu einem rechtsradikalen Geschichts- und Gegenwartsverständnis herstellen. Die Aufräumarbeiten in München sind nicht vergleichbar mit dem bewundernswerten Einsatz der Trümmerfrauen in anderen deutschen Städten.

Selbstverständlich haben auch in München zahllose Frauen den Wiederaufbau nach dem Krieg getragen und hier Beispielhaftes geleistet. Dies geschah jedoch freiwillig und um das eigene Leben sowie das ihrer Kinder zu sichern und wieder auf eine stabile Basis zu stellen. Diese heute kaum vorstellbare Leistung sollte für sich gewürdigt werden und nicht in Vermengung mit zwangsverpflichteten Aufräumarbeitern.

Die Süddeutsche Zeitung vom 10.12. („Debatte um ein Denkmal, Die Mär von den Münchner Trümmerfrauen“) hat das Thema, neben anderen Medien, sachlich aufgearbeitet, leider darf ich Ihnen hier den Link nicht posten.

Mit freundlichen Grüßen

Katharina Schulze

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