Frage an Katharina Schmidt von Daniel H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Schmidt,
ihre Antwort auf meine vorherige Frage fand ich überzeugend, sodass ich gerne Nachhaken möchte.
Auf der Seite von der "Südthüringer Rundschau" gaben sie an: erst Windenergieanlagen in Wäldern errichten zu wollen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. In Thüringen gibt es noch viele Flächen, keine Waldflächen, auf denen Windenergieanlagen errichtet werden könnten. Frau Siegesmund erklärte den Ausbau von Windenergieanlagen unbedingt(!) in Wäldern voranzutreiben. Warum versuchen die Grünen nicht erst die zu den Wäldern alternativen Flächen auszunutzen? Warum kommen in den Planungen sogar Waldflächen (im Kreis Sonneberg) in Betracht, in denen durch die Geographische Lage mit vergleichsmäßig wenig Wind zu rechnen ist?
Sicherlich werden Sie selbst durch Lobbyismus beeinflusst. Aber kann es auch sein, dass ein Teil Ihrer Meinungsbildung durch die B90/die Grünen beeinflusst wurde und somit auch indirekt durch die Lobby?
Zu letzt erlauben Sie die Frage: Die Planungen im Wald Windenergieanlagen zu errichten ist nach der Meinung einiger unglaubwürdig in Sachen Umweltpolitik. Wenn dadurch Stimmen für die Landtagswahl verloren gehen, wäre es nicht besser auf Windenergieanlagen in Wäldern verzichten und alternative Flächen vorzuziehen, um mehr Einfluss auf die Politik zu haben?
Besonders nach der Aussage von Frau Siegesmund im Parlament Wälder für Windenergieanlagen weiterhin vorzusehen hatten die Grünen nach den Umfragen an Stimmen verloren.
Viele Grüße
D. H.
Ich möchte zweigeteilt antworten:
1) Windkraftanlagen allgemein (nicht im Wald)
Seit heute ist das erste Windrad bei St. Bernhard fertig aufgebaut und ich kann es von meinem Heimatort aus sehr gut sehen (ca. 6km Luftlinie - nicht im Waldgebiet). Und so sehr ich mich auch anstrenge...Nein, ich finde, es verschandelt die Landschaft nicht! Die direkten Anwohner sehen das natürlich anders. Dafür habe ich Verständnis. Aber Windräder zu verteufeln - das wird mit mir nicht gelingen.
2) Windkraftanlagen im Wald
Ja! Unbedingt erst alle anderen Möglichkeiten ausschöpfen! Das mögen natürlich die Landwirte gar nicht, da in dem Fall meist ihre Flächen "geopfert" werden. (Übrigens teilweise auch bei Ausgleichsaufforstungen) Dieser Diskussion würde ich mich aber stellen! Das Problem ist nur, dass der Wind meist nur zuverlässig auf Kammlagen weht, die nun eben meistens bewaldet sind. Ich kenne die Aussage von Anja Siegesmund nicht, in der sie die Waldflächen unbedingt (!) für Windkraft nutzen will. Ich kann es mir nur so erklären, dass in diesen Kammlagen nun einmal der beste Wind weht. Ich habe mit dem Bauleiter der Windkraftanlagen in St. Bernhard gesprochen bezüglich des "Ertrages". Seine Antwort erschien mir logisch: Die Betreiber der Windanlagen investieren nur in diese Projekte, wenn der "Ertrag" nachweisbar gesichert ist. Ich denke also man muss davon ausgehen, dass auch Investoren kein Risiko eingehen und solche Anlagen nur in Gebiete stellen, in denen die Windhöffigkeit garantiert und ausreichend ist. Was ich noch einmal bekräftigen möchte:
- Wenn Windräder im Wald gebaut werden MÜSSEN, dann nur in reinen
Wirtschaftswäldern (d.h. meist Fichtenmonokulturen)
- Wenn Windräder im Wald gebaut werden MÜSSEN, dann nur, wenn die
entsprechende Infrastruktur vorhanden ist (Zuwegung, geeignetes Gelände)
Zu Ihrer Frage:
"Wenn dadurch Stimmen für die Landtagswahl verloren gehen, wäre es nicht besser auf Windenergieanlagen in Wäldern verzichten und alternative Flächen vorzuziehen..." JA! Das tun wir doch auch! Alternative Flächen haben immer Vorrang vor Waldflächen! Sie müssen aber eben auch die geeignete Windhöffigkeit haben.
"...um mehr Einfluss auf die Politik zu haben?" NEIN! Weil das wäre nicht glaubwürdig. Warum sollen wir Wahlkampf Dinge versprechen, die wir nicht halten können? Das ist nicht unser Stil. Wir sind der Meinung, dass wir Windräder brauchen, um CO2 neutral zu werden. Wenn die oben genannten Bedingungen erfüllt sind, dann erscheint es uns sinnvoller, Wirtschaftswald zu opfern, um hochwertige Waldflächen an anderer Stelle aufzuforsten.
Zu Ihrer Frage:
"Aber kann es auch sein, dass ein Teil Ihrer Meinungsbildung durch die B90/die Grünen beeinflusst wurde und somit auch indirekt durch die Lobby?" Die Bündnispartei hat ja die Eigenschaft, gerne manchmal Dinge zu fordern, die auch mir seltsam vorkommen und denen ich nicht zustimmen würde. Von daher bin ich abgehärtet, was "Beeinflussung" angeht. Mir ist kein Lobbyeinfluss bekannt. Und selbst wenn... Ich folge da meinem eigenen Instinkt. Wäre ich kein Parteimitglied, würde ich denselben Standpunkt vertreten. Mehr kann ich Ihnen als "Beweis" leider nicht geben, als mein Wort.
Mir ist es wichtig, dass wir von B90/Die Grünen ein gutes Wahlergebnis haben! Aber ich werde nur mit offenen Karten spielen...auch wenn dies Wählerstimmen kosten mag. Ich finde es schlimmer, seine Glaubwürdigkeit zu verlieren, weil man im Wahlkampf Dinge verspricht, die man dann doch nicht hält.