Frage an Katharina Fegebank von Frank S. bezüglich Jugend
Liebe Frau Fegebank,
immer mehr ältere Menschen und immer weniger Kinder! "Kaum" noch jemand der in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt. Sollten Sie hier nicht dringend eine Initiative starten um Deutschland zum kinderfreundlichsten Land Europas machen? Diese Aktion würde auch Grünen Wähler bzw. Eltern sicherlich positiv stimmen! Aber das ist nur ein kleiner Aspekt. Wir brauchen Kinder für unser Land nicht nur damit wieder mehr Steuerzahler haben sondern auch ihrer selbst willen.Wann fangen Sie damit an? Und falls Sie Geld benötigen, nehmen Sie den jetzigen Soli und wandeln diesen in einen KINDERSOLI um. Für Kinder, Eltern, Erzieher, Hebammen usw. Das wären dann ca. 14 Milliarden im Jahr! Ich würde mich freuen wenn Sie hier meine Ideen aufgreifen würden und mir persönlich antworten könnten.Vielen Dank.
Lieber Herr Schwoch,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich gebe ihnen Recht: Kinder und Jugendliche sollten in den Fokus der Gesellschaft geholt werden und Deutschland sollte kinderfreundlicher werden. Das geht leider nicht mit ein oder zwei politischen Maßnahmen, denn Kinderfreundlichkeit umfasst viele gesellschaftliche Bereiche, von der Betreuungsfrage bis hin zur Qualität der Spielplätze. Kinderfreundliche Politik bedeutet für uns Grüne auch, dass wir unsere Politik ökologisch und nachhaltig gestalten. Vor vielen Jahren warben die Grünen mit dem Slogan: „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt“. Noch heute ist dieser Spruch unser politisches Leitmotiv.
Für viele Familien ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familien wichtig. Wir setzen uns hier für die Wahlfreiheit von Familien ein. Wahlfreiheit bedeutet auch, dass genügend gute Betreuungsplätze vorhanden sind. Bei der Frage der Kinderbetreuung steht für uns das Kindesinteresse im Vordergrund. Die Kleinsten der Gesellschaft benötigen eine ausgezeichnete Betreuung, daher wollen wir die Kinderbetreuungsqualitativ verbessern. Leider leidet die Qualität der Hamburger Kitas unter dem schlechten Betreuungsschlüsseln. Derzeit ist eine Erzieherin bzw. ein Erzieher (leider sind es immer noch zu wenig) im Elementarbereich für durchschnittlich zwölf Kinder zuständig. Im Krippenbereich ist eine Erzieherin bzw. ein Erzieher für 5,4 Kinder zuständig. Ist eine Erzieherin oder ein Erzieher im Alltag durch Teamgespräche, Fortbildung, Urlaub oder Krankheit verhindert, dann wird dieser Ausfall nicht ersetzt. Im Alltag führt dies dazu, dass die Erzieherinnen und Erzieher tatsächlich mehr als sieben Kinder betreuen. Daher fordern wir in den aktuellen Haushaltsverhandlungen für das Haushaltsjahr 2015 14,6 Millionen und für das Haushaltsjahr 2016 35 Millionen zusätzlich für die Kita. Das sind rund 700 Erzieherinnen und Erzieherstellen zusätzlich. Langfristig wollen wir eine Fachkraft-Kind-Relation von 1 zu 4 im Krippenbereich und 1 zu 10 im Elementarbereich erreichen.
Insgesamt wollen wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorantreiben. Das bedeutet, dass auch Unternehmen sich auf Väter und Mütter einstellen müssen. Flexible Arbeitszeiten, Home-Office und feste Familienzeiten ohne berufliche Verpflichtungen sollten auch in Deutschland endlich Normalität werden.
Um Hamburg und Deutschland kinderfreundlicher zu gestalten, setzen sich die Grünen dafür ein, dass die Toleranzgrenzen beim Kinderlärm angehoben werden. Damit Familien Platz in der Stadt haben, wollen wir, dass mehr familiengerechter Wohnraum entsteht, auch in der Innenstadt. Zusätzlich brauchen Kinder Platz zum Spielen. Daher wollen wir mehr Grünflächen und Spielplätze, damit hier die Kleinsten sich austoben können. Leider ist Kinderarmut in Deutschland und besonders in Hamburg noch immer weit verbreitet. Für uns steht fest, jedes Kind hat ein Recht auf bestmögliche Bildung, gewaltfreie Erziehung und gesunde Ernährung. Wir wollen daher Familien auf vielfältige Wese unterstützen: Mit guten Bildungs- und Beratungsangeboten, Familienzentren, Spielplätzen, Jugendtreffs und gut ausgestatteten Jungendämtern und einen starken Kinderschutz.
Der Vorschlag hier die Gelder aus dem Solidaritätszuschlag zu nutzen, finde ich nicht schlecht. Allerdings werden die Mittel auch benötigt, um in die Infrastruktur zu investieren und um den Schuldenberg abzubauen. Auch das ist im Interesse der Kinder. Wichtig ist nur, dass die Einnahmen nicht einfach im Haushalt versickern und niemand mehr weiß, für welchen Zweck sie ausgegeben werden.
Ich hoffe, ich habe ihre Frage ausführlich genug beantwortet. Sollten Sie noch Nachfragen haben, dann sprechen Sie mich gerne an.
Herzliche Grüße
Ihre Katharina Fegebank