Wie ist Ihre Haltung zu einem AfD-Verbot vor dem Hintergrund der aktuellen Recherche-Ergebnisse von Correctiv?
Sehr geehrte Frau Beck,
als Bürger von Hamburg mit großem Interesse am Fortbestand unserer Demokratie interessiert mich sehr, wie Ihre Haltung zu einem Verbot der AfD aussieht.
Im Speziellen haben mich die Recherche-Ergebnisse von Correctiv schockiert.
Eine Bitte: Ich möchte in Ihrer Antwort kein Unions-Bashing lesen, denn dieses Thema ist größer und wichtiger und verlangt eine gemeinsame starke Position der demokratischen Parteien in Deutschland.
Vielen Dank und Gruß.
Sehr geehrter Herr von B.,
vielen Dank für Ihre Frage. Ich habe die Correctiv-Recherchen natürlich aufmerksam verfolgt und kann Ihre Sorgen sehr gut nachvollziehen.
Als Grüne Bundestagsfraktion betrachten wir die AfD mit großer Sorge. Seit ihrer Gründung vor mittlerweile zehn Jahren hat sich die AfD stetig radikalisiert und sich in mehreren Landesverbänden zu einer offen rechtsextremistischen Partei entwickelt.
Wir haben im Bundestag in den letzten beiden Jahren bereits verschiedene Gesetze beschlossen, mit denen wir den Umtrieben von Extremist*innen rechtsstaatlich entgegentreten: Um den Missbrauch öffentlicher Gelder für Demokratiezersetzung zu verhindern, haben wir eine Regelung verabschiedet, nach der parteinahe Stiftungen nun nicht nur bekennen, sondern auch sicherstellen müssen, dass sie für die freiheitlich demokratische Grundordnung und für den Gedanken der Völkerverständigung aktiv eintreten. Eine Stiftung, die dieses Fundament untergräbt, kann keine staatlichen Gelder erhalten. In der Parteienfinanzierung haben wir dafür gesorgt, dass unlautere Parteienwerbung durch reiche Hintermänner nun besser durchkreuzt werden kann. Und wir haben im Bundesrecht dafür gesorgt, dass Verfassungsfeind*innen schneller aus dem Öffentlichen Dienst und aus der Bundeswehr entfernt werden können. Das sind nur einige Beispiele.
Auch ein AfD-Verbotsverfahren wird schon lange von unseren Rechtspolitiker*innen geprüft. Die rechtlichen Hürden sind sehr hoch und ein Verbotsverfahren könnte gut zwei bis drei Jahre dauern. Wir sind mit Hochdruck und viel Tiefe daran, realistisch einzuschätzen, ob ein Verbotsverfahren Erfolg haben könnte. Seien Sie versichert, dass wir das sehr engagiert und genau verfolgen. Gerne halten wir Sie auf dem Laufenden, wenn Sie mögen.
Für die kommenden Wahlen wird ein AfD-Verbotsverfahren schon allein aufgrund der Dauer nicht wirken. Wir müssen die AfD auch anders entmystifizieren. Sie bietet keine gute Zukunft für Deutschland. Ich selbst decke beispielsweise seit Monaten in unterschiedlichen Bundestagsreden, die ich auch auf den sozialen Medien verbreite, die für viele Menschen negativen Effekte der AfD-Programmatik auf. Schauen Sie gerne mal in meine sozialen Profile oder auf der Bundestags-Website unter “Reden”, wie ich die AfD immer wieder stelle. Und nutzen Sie diese Informationen gerne, um auch in Ihrem Umfeld auf die antidemokratische und auch für die meisten Menschen, die Wirtschaft und den Wohlstand wirklich fatale Politikprogrammatik der AfD aufmerksam zu machen.
In der Zwischenzeit können Sie gerne Petitionen unterschreiben oder an den aktuellen Demonstrationen teilnehmen. Zudem können Sie auch ehrenamtliche Organisationen unterstützen, die sich gegen Rechtsextreme wehren und aufklären. Es ist die Aufgabe aller Demokratinnen und Demokraten, die AfD inhaltlich zu stellen und ihr zuallererst so den Nährboden zu entziehen. Viel rechte Prograpanda findet auch im Netz statt - hier unter guten Beiträgen von Demokratinnen und Demokraten rechten Trollen etwas entgegenzusetzen, ist ebenfalls immer eine gute Idee.
Wir hoffen, dass wir auf Ihr Engagement und Ihre Unterstützung zählen können, um uns gegen die weitgehend totalitäre Gedankenwelt der AfD, die unser aller Freiheit bedroht, zur Wehr zu setzen.
Ich habe mich gefreut, dass Sie sich an mich gewandt haben und hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen kann. Der Austausch mit Bürger*innen ist mir wichtig und kostbar. Wenn Sie regelmäßig über meine Arbeit in Hamburg und Berlin informiert werden möchten, können Sie sich gerne hier für meinen Newsletter anmelden.
Herzliche Grüße
Katharina Beck