Was genau ist so verwerflich an der Initiative Viktor Orbáns für eine Waffenruhe und Friedensverhandlungen?
Sehr geehrte Frau Dr. Barley, Sie haben die Reise des ungarischen Premierministers nach Moskau scharf kritisiert. Was genau ist so schlimm daran? Wenn ich mich nicht irre, war Bundeskanzler Dr. Adenauer ebenfalls in Moskau. Das war 1955, kurz nach der Niederschlagung des Volksaufstands 1953 in der DDR durch sowjetische Panzer. 1970 war Bundeskanzler Willy Brandt in Moskau. Zu der Zeit saßen garantiert mehr Menschen dort in politischer Gefangenschaft als heute. Er wie auch sein Nachfolger Helmut Schmidt sind in die DDR gereist, haben mit Stoph, Ulbricht und Honnecker verhandelt um Erleichterungen für die Menschen zu erreichen. Alles falsch? Die Sowjetunion hatte 1956 brutal Ungarn besetzt und Viktor Orbán war einer der ersten Politiker, die bereits 1989 den Abzug der Russen aus seinem Land gefordert hat. Das wurde damlas von Sozialdemokraten kritisiert. Wie gut kennen Sie die jüngere Geschichte Ungarns und die Lehren, die man in Budapest daraus gezogen hat? Von Janos Kadar bis Orbán?