Frage an Katarina Barley von Hans B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Barley,
ich habe mit Entsetzen ihre Vorschläge zum Pluralismusgebot gelesen.
Ich persönlich empfinde dieses neben den NetzDG als schlimmstmöglichen staatlichen Eingriff in die Medienvielfalt.
Ich frage mich, wie das überhaupt stattfinden soll.
Soll die TAZ dazu verpflichtet werden in ihren Onlinepublikationen jetzt auch AFD Inhalte darzustellen und umgekehrt?
Die SPD hat durch die Besitz und Einflussmöglichkeiten der Medienunternehmen schon einen
überproportional großen Einfloss auf die Meinungsbildung.
Ihr Vorschlag erinnert mich an die dunkelsten Zeiten Deutschlands und den Bücherverbrennungen.
Können Sie mir erklären, was Sie sich dabei gedacht haben und planen sie womöglich wieder
unbemerkt in der Zeit der Fußballweltmeisterschaft ein Gesetz diesbezüglich im BT abstimmen zu lassen?
Sehr geehrter Herr B.,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 14. Mai 2018. In den letzten Jahren ist in den Medien viel über sog. Filterblasen auf Facebook berichtet worden. Die Nutzerinnen und Nutzer merken das selbst, wenn aktuelle Beiträge von Bekannten nicht im Newsfeed erscheinen. Das liegt daran, dass Facebook die Beiträge vorfiltert. Den Nutzerinnen und Nutzern werden vorwiegend Beiträge gezeigt, die mit ihrer eigenen Meinung wahrscheinlich übereinstimmen. Das führt dazu, dass die User sich unbewusst in eine Filterblase isolieren. Beiträge und Meinungen, die den Ansichten der User widersprechen, werden im Newsfeed nicht mehr angezeigt.
Das ist eine Gefahr für unsere Demokratie. Den Nutzerinnen und Nutzern von Facebook wird vorgetäuscht, es gäbe nur eine Meinung zu einem Thema, nämlich ihre eigene.
Dafür verantwortlich ist ein Algorithmus. Bei einer Diskussionsveranstaltung des ‚Tagesspiegel‘ habe ich eine theoretische Möglichkeit aufgezeigt, Filterblasen ein Stück weit aufzubohren, nämlich: Die Nutzerinnen und Nutzer sollten zu einem kleinen Teil auch Beiträge angezeigt bekommen, die nicht ihrem Weltbild entsprechen. Facebook würde dann beispielsweise einem Impfgegner auch mal einen Artikel zeigen, in dem es um die Gefahren des Nicht-Impfens geht. Dem Nutzer steht es frei, den Beitrag zu lesen oder zu ignorieren. Es würden einfach nur auch andere Sichtweisen zu zeigen.
Auf die Medienvielfalt hätte ein Pluralismus-Gebot keinen Einfluss. Tageszeitungen und Onlinemagazine würden ihre Inhalte auf Facebook nicht ändern. Es wäre nur so, dass Facebook den Nutzerinnen und Nutzern auch Beiträge von Medien zeigen würde, die andere Informationen liefern als die von ihnen bevorzugten. In dieser Hinsicht wäre ein Pluralismus-Gebot eher ein Schritt in Richtung Meinungsvielfalt.
Mit freundlichen Grüßen
Katarina Barley