Frage an Katarina Barley von Ernst P. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Liebe Frau Dr. Barley,
Sie haben (ich glaube gestern) die CDU-Vorschläge zur Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft mit den Worten abgelehnt, man solle innere Sicherheit und Integration nicht gegeneinander auszuspielen.
Nun erklären Sie doch bitte mal einem alten SPD-Wähler, auf welche Weise die doppelte Staatsbürgerschaft der Integration dient. Ist nicht vielmehr die Argumentation der CDU-Innenminister richtig, dass man sich dem Land, in dem man dauerhaft leben möchte, seine volle Loyalität schenken sollte? Es geht ja nicht darum, Ausländern den Zugang zur deutschen Staatsbürgerschaft zu erschweren. Aber wer diese Staatsbürgerschaft haben will, sollte der nicht auch ganz, mit Leib und Seele Deutscher sein? Ist es nicht eher ein Integrationshinderniss, wenn man Menschen durch die doppelte Staatsbürgerschaft davon abhält, sich für EIN Land, für EINE Heimat zu entscheiden und sich in dieses Land vollständig zu integrieren?
Viele Grüße,
E. Parheim
Sehr geehrter Herr Parheim,
Vorschläge, die auf eine Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft hinauslaufen, setzen alle Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit nicht nur einem Loyalitätskonflikt sondern sogar einem Generalverdacht aus. Aber eine doppelte Staatsangehörigkeit hat nichts mit einem mehr oder weniger an Loyalität zu einem Land zu tun. Die doppelte Staatsbürgerschaft ist ein selbstverständlicher Teil der Anerkennungskultur in Deutschland. Deshalb halten wir daran fest, dass in Deutschland geborene Kinder die deutsche Staatsbürgerschaft erwerben, wenn ein Elternteil sich hier seit acht Jahren rechtmäßig aufhält. Des Weiteren setzen wir uns dafür ein, die Möglichkeit zu erleichtern oder zu verbessern, zusätzlich zu einer anderen die deutsche Staatsangehörigkeit zu behalten oder zu erwerben. Damit wird internationalen Biografien und Migration Rechnung getragen, denn die Mehrstaatigkeit ist in den letzten Jahren immer mehr zur Normalität geworden. Doppelte Staatsbürgerschaften bauen Brücken, erleichtern Integration und schaffen Identität. Deshalb wollen wir die Möglichkeiten für die doppelte Staatsbürgerschaften nicht einschränken.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Katarina Barley, MdB