Karsten Lippmann auf dem Domplatz in Halberstadt
Karsten Lippmann
DIE LINKE
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Frage von Mathias H. •

Werden Sie im Bundestag einen ökologischen Fußabdruck der Digitalisierung einfordern?

Sehr geehrter Herr Lippmann,

Ein zusätzlicher Stromverbrauch durch die fahrlässige Einführung neuer Techniken mit sehr hohem Energiebedarf wie 5G ist das Gegenteil von dem, was die Weltgemeinschaft derzeit verkraften kann.
5G soll einen neuen Wachstumsschub auslösen und wird die Umweltkrisen beschleunigen, denn 5G ist die mobile Hauptschlagader für den Umbau des ganzen Landes für die Geschäftsmodelle der Industrie.
Mehr Wachstum ist aber die Grundlage der Zerstörung unserer Umwelt, und 5G ist nicht nur das Synonym dafür, sondern auch der Motor.
Die umfassende Digitalisierung – gerade auch mit 5G - ist ohne Nachhaltigkeitstransformation der "Brandbeschleuniger von Wachstumsmustern, die die planetarischen Leitplanken durchbrechen" (wird insbesondere zu einer Übernutzung natürlicher Ressourcen führen), warnte wörtlich der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für globale Umweltveränderungen (WBGU). Damit hängt zweifellos auch der Klimawandel zusammen.

Karsten Lippmann auf dem Domplatz in Halberstadt
Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr H.

ich stimme Ihrer Analyse zu. - Sie zeigt auch. dass hier keine Schwierigkeit im Erkennen eines Problems vorliegt, sondern gegen ein erkanntes Problem vorgegangen werden muss:

Technische Weiterentwicklungen führen dazu, dass bestimmte Leistungen mit geringerem Energieaufwand erbracht werden können. Allerdings liegt es im Wesen des Menschen im Allgemeinen, und des Kapitalismus im Besonderen, dann die Leistungsanforderungen zu erhöhen, wodurch der Energieverbrauch insgesamt steigt, nicht sinkt (sog. Rebound-Effekt).

Beispiel: Eine Tasse Filterkaffee lässt sich heute mit viel geringerem Energieaufwand kochen als vor 30 Jahren, weil die Prozesse in den Maschinen optimiert wurden. - Allerdings kommt der Kaffee heute vielerorts aus Kaffee-Vollautomaten, welche eine Auswahl von Heißgetränken zubereiten können, die vor 30 Jahren unvorstellbar war. Diese Möglichkeiten führen dann aber dazu, dass mehr Energie verbraucht wird, um am Ende an ein Kaffee-Getränk zu kommen, und sei es ein Filterkaffee wie im Jahr 1991.

Das Problem ist also erkannt, auch von DER LINKEN (siehe Wahlprogramm, S. 56). "Einen ökologischen Fußabdruck einfordern" bringt deshalb sehr wenig. Wir kennen den Fußabdruck der Digitalisierung und müssen ihn im ökologischen Sinne verändern. Dies braucht eine Fülle von Maßnahmen, die wir in unserem Programm "sozialökologischen Systemwechsel" genannt haben (siehe S. 56 ff. im Wahlprogramm). Dazu gehört der komplette Umstieg auf erneuerbare Energien ebenso wie das Verbot, in Geräte sozusagen "ein Verfallsdatum einzubauen" und vieles andere mehr. Mit diesem Maßnahmenbündel wollen und müssen wir eine klimaneutrale Wirtschaft erreichen. In einer solchen Wirtschaft fällt der Rebound-Effekt nämlich nicht mehr ins Gewicht.