Frage an Karl Voßkühler von Franz R. bezüglich Wirtschaft
Was schlagen Sie vor im Mindestlohnsektor und wie wollen Sie es realisieren. Gibt es Arbeit auch für ältere Arbeitnehmer. mfg Rech
Sehr geehrter Herr Rech!
Die Partei DIE LINKE fordert die Einführung von Mindestlöhnen. Durch die Hartz-Gesetze und die AGENDA 2010 sind die Löhne unter staatlich gewollten Druck geraten. Die Lohnquote ist auf einem historischen Tiefstand. Erstmals sind sogar in einer konjunkturellen Boomphase (2005-2008) die Löhne real gesunken. Das ist in der Geschichte der BRD ohne Parallele. Über neun Millionen Menschen arbeiten im Niedriglohnsektor. Unter diesen Voraussetzungen ist die Einführung eines Mindestlohnes das Gebot der Stunde. Diese müssen sogar recht schnell steigen. DIE LINKE forderte zunächst 8 Euro+. Dynamisiert sollten sie in der nächsten Wahlperiode eine Höhe von 10 Euro erreichen.
Was die Arbeitsmarktsituation für ältere Arbeitnehmer angeht, gäbe es viel zu sagen. Ich beschränke mich auf zwei Aspekte. 1. Da nur ein Bruchteil der über 63-jährigen überhaupt arbeitet ist die Rente mit 67 nichts anderes als eine Rentenkürzung. Sie ist daher abzulehnen!
2. Wir brauchen dringend eine Arbeitszeitverkürzung in Deutschland. Angesichts großer Produktivitätssprünge und geringerem Wirtschaftswachstum sinkt das Arbeitsvolumen. Das heißt, dass das Volumen der geleisteten Arbeitsstunden sinkt. Wir müssen Arbeit daher gerecht verteilen. Es geht nicht an, dass sich einerseits Hunderttausende buchstäblich "kaputt" arbeiten und Millionen andere gar nicht arbeiten dürfen. Drei von vier Beschäftigten in Deutschland sind unzufrieden mit ihrer Arbeitszeit. Vollzeitbeschäftigte wünschen sich oft eine kürzere Arbeitszeit, Teilzeitbeschäftigte eine längere. Im Schnitt liegt die gewünschte Arbeitszeit bei 34,5 Stunden pro Woche. Diese Wünsche stehen mit der tatsächlichen Arbeitszeit nicht im Einklang.
Statt lange Arbeitszeiten für die Einen und gar keine oder zu wenig Arbeit für die Anderen, muss die vorhandene Arbeit gerechter verteilt werden. Das bedeutet, dass die Arbeitszeit für Vollzeitbeschäftigte verkürzt und Überstunden begrenzt werden müssen. Die Arbeitszeit zu reduzieren, ist für DIE LINKE ein zentrales Instrument gegen Arbeitslosigkeit und für den Erhalt von Arbeitsplätzen. Dies gilt insbesondere in der Wirtschaftskrise und angesichts der drohenden Arbeitsplatzverluste. Wir treten für eine Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnverzicht ein. Eine Studie der Universität Flensburg rechnet es vor: Wenn die Wünsche der Beschäftigten berücksichtigt würden, wäre die wöchentliche Arbeitszeit durchschnittlich drei Stunden kürzer. Dadurch könnten 2,4 Millionen neue Vollzeitjobs entstehen.
Arbeitszeitverkürzung ist aber auch wichtig für die Gesundheit der Beschäftigten. Denn lange Arbeitszeiten machen krank. Ein Beispiel: Wer mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet, hat häufiger mit Rückenproblemen oder Schlafstörungen zu kämpfen als jemand mit 35 Stunden pro Woche. Kürzere Arbeitszeiten sind außerdem wichtig, um Beruf und Familie zu vereinbaren. DIE LINKE fordert, die zulässige wöchentliche Höchstarbeitszeit im Arbeitszeitgesetz von 48 auf 40 Stunden pro Woche zu senken. Die 35-Stundenwoche und weitere tarifliche Arbeitszeitverkürzungen wollen wir gemeinsam mit den Gewerkschaften durchsetzen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen bei Ihrer Wahlentscheidung ein wenig helfen. Und natürlich hoffe ich, Sie wählen DIE LINKE und mich als Direktkandidaten.
Es grüßt Sie herzlich
Karl Voßkühler