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Karl A. Lamers
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Frage von Christian H. •

Frage an Karl A. Lamers von Christian H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Lamers,

zur Zeit findet eine der größten Reformen in der Geschichte der europäischen Union statt.
Es geht um die neue EU-Verordnung zur Regelung des Datenschutz in der EU. Dieser soll EU-weit vereinheitlicht und an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts angepasst werden.

Wie heute auf n-tv zu lesen war, aüßerte sich EU-Justizkommissarin Viviane Reding vor wenigen Tagen besorgt über die hinter den Kulissen stattfindende Lobbyarbeit ( http://www.n-tv.de/politik/Blog-deckt-Lobbyeinfluss-auf-article10103291.html ).

Der gutjahr Blog entdeckte zudem, dass Gesetzesvorlagen aus der Feder großer Konzerne anscheinend von manchen Abgeordneten 1 zu 1 übernommen wurden. Darin enthalten war die Streichung wichtiger Artikel zur Stärkung der Verbraucher, wie Artikel 79, der Firmen bei einem Verstoß empfindlichen Geldstrafen auferlegt ( http://gutjahr.biz/2013/02/lobbyplag/ ).

Da die Kopiervorwürfe unter anderem ihren Parteikollegen Andreas Schwaab betreffen, würde es mich interessieren, wie Sie zu der neuen EU-Verordnung und den massiven Einfluss der Großkonzerne auf die Entscheidungsfindung stehen.

Mit freundlichen Grüßen
C. Höhn

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Höhn,

für Ihr Schreiben, in dem Sie mir Ihre Bedenken in Bezug auf die neue Datenschutz-Richtlinie der EU mitteilen, möchte ich Ihnen danken.

Das Recht auf Datenschutz ist ein Grundrecht und wird daher in besonderem Maße von der deutschen Politik geachtet und beschützt. Als gewählter Bundestagsabgeordneter ist mir dieser Schutz ein großes Anliegen und ich finde es angesichts einer zunehmend rasanteren technischen Entwicklung wichtig, diesen Schutz stets aufs Neue zu betonen. Dazu kann jeder in unserer Gesellschaft beitragen.

Jedoch muss gesagt werden, dass es sich bei der neuen Verordnung zur Regelung des Datenschutzes um ein Projekt des Europäischen Parlamentes handelt, das nicht primär in unseren Berliner Zuständigkeitsbereich fällt. Damit ist mein Handlungsspielraum als Bundestagsabgeordneter weitgehend eingeschränkt. Mein CDU-Kollege Axel Voss, Abgeordneter im europäischen Parlament und zuständiger Berichterstatter, setzt sich in Brüssel bei der Erarbeitung dieser Verordnung dafür ein, dass die Datenmengen reduziert werden, die automatisch über technische Wege geteilt werden. Zum einen sollen neue technische Produkte oder Dienstleistungen von Anfang an so konstruiert werden, dass sie möglichst wenig Daten speichern („privacy by design“). Zum anderen sollen Verbraucher bei Produkten von vornherein die höchsten Privatsphärevoreinstellungen auffinden („privacy by standard“). Letztlich läuft es darauf hinaus, dass die Nutzer ihre Daten kontrollieren können. Damit die Gesetze auch effektiv umgesetzt werden, müssen im neuen Europäischen Datenschutzgesetz stärkere Sanktionen festgelegt werden, die dann von den nationalen Aufsichtsbehörden verhängt werden.

Die Interessenartikulation diverser Gruppen gehört zu einer funktionierenden Demokratie wie die Partizipation der Bürger an Entscheidungsfindungen. Diese Gruppen haben die Freiheit, ihre Positionen zu vertreten. Auf der anderen Seite haben sie auch positive Auswirkungen auf den politischen Prozess, beispielsweise dienen sie der Übermittlung von Informationen.

Letztendlich treffen die dort vertretenen Abgeordneten ihre Entscheidung frei, d.h. sie sind nur ihrem Gewissen verpflichtet. Dies entspricht unserem demokratischen Geist, der auch in Zukunft unsere Grundrechte schützen wird.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Karl A. Lamers MdB