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Karl A. Lamers
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Frage von Juergen E. •

Frage an Karl A. Lamers von Juergen E. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrter Herr Dr Lamers,

aufgrund des vielen Nachtraege, Ergaenzungen und Erweiterungen in den letzten 12 Monaten habe ich etwas den Ueberblick ueber meinen Schuldenstand /-Buergschaft fuer die Laender Griechenland, Irland und Portugal verloren.

lt Focus 19/2011 S.58 betraegt der akt. Wert fuer Deutschland 391 Mrd Euro. Fuer uns als 4-koepfige Famile waeren das rund 20.000 Euro.

Stimmen diese Zahlen?

Wie werden Sie im Bundestag bei der Verabschiedung des neuen ESM abstimmen? Fuer den deutschen Waehler und Steuerzahler?

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Engert,

für Ihr Schreiben, in dem Sie mir Ihre Sorgen und Bedenken in bezug auf die Euro-Rettung erläutern, möchte ich Ihnen danken. Zunächst bitte ich Sie jedoch um Entschuldigung, dass ich Ihnen erst jetzt antworte. In Anbetracht der Vielzahl an Schreiben, die mich täglich erreichen, war Ihre Anfrage in meinem Büro untergegangen und ist mir erst jetzt wieder vorgelegt worden.

Die Rettung unserer gemeinsamen Währung gehört zu den wichtigsten, aber auch zu den schwierigsten Aufgaben dieser Legislaturperiode. Nicht zuletzt hängt hiervon die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes ab. Als Abgeordneter ist es jedoch meine Aufgabe, zum Besten für unser Land und seine Bevölkerung zu handeln. Auch wenn es bisweilen unbeliebte und nur schwer nachvollziehbare Entscheidungen sind. Bedenken kann ich durchaus verstehen. Ich möchte jedoch klar sagen, dass ich die Alternativen und sämtliche Vor- und Nachteile in Bezug auf jede Maßnahme zur Euro-Rettung – seien es nun die Finanzhilfen für Griechenland, die Einrichtung des dauerhaften Euro-Rettungsschirms ESM oder der Fiskalvertrag – genauestens abgewogen habe.

Am 29. Juni wurden die Verträge zum europäischen Fiskalpakt und zur Einrichtung und Finanzierung des ESM vom Deutschen Bundestag mit großer Mehrheit von CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen verabschiedet. Beide Vorhaben – der Fiskalpakt als Schuldenbremse sowie der ESM als ständiger Euro-Rettungsschirm – gehören zusammen und sollen unsere gemeinsame Währung dauerhaft stabilisieren.

Ein automatischer Ausgleichsmechanismus würde unser Land überfordern und gleichzeitig den Grundgedanken, auf dem die europäische Union beruht, aushöhlen. Insofern müssen wir auch aus Rücksicht auf künftige Generationen die Belastungen beschränken. Eine „EU-Transferunion“, einen dauerhaften Länderfinanzausgleich, wird es daher mit uns nicht geben. Jedes Land muss zuallererst selbst dafür Sorge tragen, dass der Haushalt in Ordnung ist und die geforderten Kriterien erfüllt werden.

Das maximale deutsche Risiko liegt derzeit bei allen laufenden Hilfsprogrammen (EFSF, EFSM, bilaterale Griechenlanddarlehen) plus zukünftiger ESM (190 Mrd. deutscher Anteil am Kapital komplett eingerechnet) bei rund 310 Mrd. €. Die Zahlen sind mit Stand vom Juni 2012, also noch ohne Spanien-Programm, aus dem auch noch nichts ausgezahlt wurde.

Der Fiskalvertrag ist dabei der zentrale Baustein einer neuen Stabilitätskultur in Europa. Mit ihm geht die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten eine der fundamentalen Ursachen der Schuldenkrise in der Euro-Zone an: Ausufernden Staatsschulden und mangelnder Haushaltsdisziplin werden klare Grenzen gesetzt. Nur Länder, die auch den Fiskalvertrag ratifiziert haben, werden Mittel aus dem ESM erhalten, unter strikten Auflagen und zu angemessenen Zinsen. Die Schulden-Länder werden zu Reformprogrammen verpflichtet, Defizite müssen reduziert und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden.

Sollte es jedoch tatsächlich so kommen, dass sich Schulden-Länder wie Griechenland, Italien oder Spanien an keine der gemachten Zusagen bezüglich Reformen und Sparprogrammen halten, sind der Unterstützung durch die Euro-Gemeinschaft selbstverständlich Grenzen gesetzt. Denn Solidarität ist keine Einbahnstraße, hierin sind wir uns sicher einig.

Durch die umfassenden Maßnahmen zur Euro-Rettung, insbesondere durch den dauerhaften Rettungsschirm ESM in Kombination mit dem Fiskalpakt, wäre beispielsweise bei einem möglichen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone oder einer geordneten Insolvenz die Infektionsgefahr für die übrigen Euro-Staaten dann aber wesentlich geringer, als dies noch vor einigen Monaten der Fall gewesen wäre.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Karl A. Lamers