Frage an Karl A. Lamers von Daniele D. bezüglich Bildung und Erziehung
Hallo Herr Lamers,
in letzter Zeit diskutiere ich oft mit Familie und Bekannten über die kommende Wahl und wir alle stehen vor dem selben Dilemma, wir wissen nicht, was wir wählen wollen und können. Denn die CDU hatte unter Herrn Kohl wahnsinnig lange Zeit notwendige Veränderungen einzuleiten. Warum sollte ich jetzt glauben, dass Ihre Politik auf einmal besser sein sollte? Warum wurden die Reformen nicht schon vor 10 oder noch besser schon 20 Jahren begonnen. Denn meiner Meinung nach sind es die fehlenden Reaktionen und Reformen, vor allem das besonders große Interesse daran, Posten zu erhalten, Schuld an der heutigen Mirsere. Wir haben damals den Schritt von einer Industriegesellschaft in eine Dienstleistungsgesellschaft verpasst, statt dass uns bewußt wurde, dass in unserem Land, welches kaum über Rohstoffe verfügt, die Menschen und ihre Ausbildung das grösste Potential darstellen wurden damals Geldmittel für Schulen und Universitäten gestrichen, denn Kinder haben noch kaum eine Lobby und dort kann man einsparen ohne politisch relevanten Gruppen auf die Füsse zu treten. Und in diesem Zusammenhang interessiert mich, wie Sie schon die Ausstattungssituation der Schulen in Heidelberg verbessern möchten. Denn auf der Suche nach dem geeigneten Gymnasium für die Tochter meiner Freundin haben wir uns sehr viele der hiesigen Gymnasien angesehen und waren erschüttert über den Zustand dieser Schulen. Ohne die aktive Hilfe der Eltern, die sich jährlich finanziell und persönlich an den Renovierungen beteiligen (müssen), möchte ich nicht wissen, in welchen Ruinen unsere Schüler unterrichtet werden würden. Am Hölderlin-Gymnasium gab es damals nur eine einzige funktionierende Mädchen-/Frauentoilette und bekamen gesagt, dass man die Wahl hatte zwischen einem Dach, welches kurz vor dem Einsturz war oder der Sanierung der Rohrleitungen. Beides leider grössere Bauvorhaben, die nicht mit Hilfe der Eltern gelöst werden konnten. So, mehr Platz habe ich nicht mehr, MgG Daniele Deuse
Sehr geehrter Herr Deuse,
vielen Dank für Ihre Frage zum Thema Bildung, die mich über die Internetseite www.kandidatenwatch.de erreicht hat.
Ich kann sehr gut verstehen, dass die Ausstattungssituation der Schulen in Heidelberg – so wie Sie den Zustand schildern – für Sie nicht zufrieden stellend und daher ein dringliches und wichtiges Thema ist. Ich bin immer dankbar, wenn Bürgerinnen und Bürger mir ihre Anliegen schildern und ich mit ihnen in einen Dialog – sei es durch ein Gespräch oder auf dem schriftlichen Wege – treten kann.
Da es sich um ein schulpolitisches und damit auch landespolitisches Thema handelt, halte ich es für sinnvoll, dass auch meine Kollegen im Landtag, der Abgeordnete Werner Pfisterer für Heidelberg sowie der Abgeordnete Georg Wacker für den angrenzenden Wahlkreis Weinheim über die von Ihnen geschilderte Situation an den schulen informiert werden. Ich werde Ihre E-Mail daher auch an meine beiden Abgeordnetenkollegen weiterleiten.
Aus meiner Zeit als Heidelberger Stadtrat sind mir die Probleme der Schulen bekannt. Doch wenn man hört, dass die Schulen in Heidelberg auf die persönliche und finanzielle Unterstützung durch die Eltern angewiesen sind, ist das eine traurige Nachricht und deutet auf eine dramatische Verschlechterung der Situation der Schulen hin. Das Engagement der Eltern ist beeindruckend. Aber eigentlich sollte es eher ein Mehr sein, ein Bonus, und nicht zur Sicherung des Grundlegenden dienen.
Darüber hinaus möchte ich Ihnen gern unsere grundsätzlichen Standpunkte darlegen.
Die Bildungspolitik hat für die Union einen sehr hohen Stellenwert. PISA hat gezeigt, dass die Schulen dort besser sind und Jugendliche profitieren, wo die Union regiert. Besonders erfreulich ist, dass neben Bayern und Baden-Württemberg auch Sachsen und Thüringen im internationalen Vergleich mit den Besten mithalten können.
Um weitere Verbesserungen für die Schulen und ihre Schüler zu erreichen, werden die unionsgeführten Länder
Kinder schon im Vorschulalter fördern. Der Kindergarten darf nicht länger buchstabenfreie Zone sein. Kindergarten und Schule werden besser miteinander verzahnt
gleiche Bildungschancen für alle Kinder bereits am Schulbeginn schaffen. Die vorschulische Sprachförderung wird insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund ausgebaut
hochbegabte wie benachteiligte Kinder und Jugendliche aus allen sozialen Gruppen und Schichten besonders fördern
die so genannten Sekundärtugenden wie Fleiß, Ordnung, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit in der Schule einfordern
von Anfang an konsequent auf Leistungen setzen, Bildungsstandards auf einem guten Niveau weiterentwickeln
altersgerechte Heranführung an Fremdsprachen und der Erwerb von Fähigkeiten, Computer als Lern- und Arbeitsmittel einzusetzen
Schule und Beruf durch berufspraktische Seminare in Unternehmen ab Klasse 7 besser miteinander verbinden
für die Erhaltung des gegliederten Schulsystems und des Gymnasiums sorgen
die Lehrerfort- und Weiterbildung fördern
Ganztagsschulangebote bedarfsgerecht ausbauen
Das Ziel der Union ist die begabungsgerechte Förderung von Kindern und Schülern. Das lässt sich mit der Verbesserung des Unterrichts erreichen. In der Verbesserung der schulischen Standards ist es für die CDU oberste Priorität, dem Ausfall von Schulstunden vorzubeugen.
Zu dem von uns vertretenen Konzept der Einführung von verbindlichen Bildungsstandards und Qualitätsnormen bei gleichzeitiger höherer Autonomie der einzelnen Schule gehört das Element der Evaluation. In den Ländern können Einrichtungen wie z.B. ein Schul-TÜV die Schulen neben den Lernleistungen auch die Methodenvielfalt, die Lernkultur, das Schulmanagement und die Professionalität der Lehrer bewerten.
Sie haben richtig erkannt, dass die Menschen und ihre schulische sowie berufliche Ausbildung ein großes Potenzial Deutschlands darstellen. Die CDU plant die ständige Verbesserung der Schulen und die Einführung von Qualitätsstandards für die Bildung unserer Kinder.
Für die CDU ist die Teilhabe aller an Bildung und Ausbildung die zwingende Voraussetzung dafür, dass keine Begabung ungenutzt bleibt. Die Förderung von Kultur, Bildung und Wissenschaft sind in einem Land ohne nennenswerte Bodenschätze zentrale Voraussetzungen, um auch und gerade im globalen Wettbewerb weiterhin erfolgreich zu bleiben; Bildung ist der Rohstoff zur Entwicklung neuer Produkte. Die Union widmet dem Wert kreativer Leistungen große Aufmerksamkeit.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Karl A. Lamers MdB