In Roßlau (an der Elbe) gab es einmal ein Städtisches Krankenhaus Roßlau, das zunächst privatisiert und dann geschlossen wurde. Setzen Sie sich für eine Wiederöffnung solcher Krankenhäuser für ein?
Sehr geehrte Frau Tschernich-Weiske,
vor 14 Jahren war ich nach dem schönen Sachsen-Anhalt umgesiedelt. Inzwischen bin ich älter und brauche doch hier und da med. Versorgung. Zu meinem Schrecken habe ich festgestellt, daß es in meinem Landkreis Wittenberg im ländlichen Bereich kaum Ärzte oder gar Fachärzte gibt bzw. meist keine neuen Patienten mehr angenommen werden. Auch obiges Krankenhaus würde mir inzwischen sehr nützen.
Leider hat die Politik in Sachsen-Anhalt wohl nicht für eine menschennahe Krankenversorgung bedacht. Es fallen überall sehr weite Wege und sehr lange Wartenzeiten an. Gednken Sie und Ihre Partei, hier wieder einiges gutzumachen? Noch in meiner Lebenszeit (ich bin 74 Jahre alt).
Sehr geehrter Herr H.S.,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Für die Versorgung der Bevölkerung stehen in Sachsen-Anhalt aktuell 44 Krankenhäuser zur Verfügung, darunter die beiden Universitätskliniken in Magdeburg und Halle (Saale). Von den Krankenhäusern im Land befinden sich 13 in öffentlicher, 14 in freigemeinnütziger und 17 Kliniken in privater Trägerschaft. Im Landkreis Wittenberg verfügen wir über das evangelische Krankenhaus Paul Gerhardt Stift und das Evangelische Herzzentrum Coswig, außerdem über die Fachklinik Bosse Wittenberg. In der kreisfreien Stadt Dessau-Roßlau gibt es das Städtische Klinikum Dessau und zwei weitere Fachkliniken (St. Joseph Klinik und Saulus Klinik). Damit ist der Landkreis Wittenberg, in dem Sie wohnen, mit Krankenhäusern gut versorgt. Sicherlich verfolgen Sie die Debatten zur Krankenhausreform in Deutschland, um die Finanzierung der Krankenhausversorgung im gesamten Land zukunftsfähig zu sichern. Das bedeutet, dass unsere aktuelle Politik versucht, die bestehenden Standorte zu erhalten und auskömmlich zu finanzieren. Die Reaktivierung ehemaliger Standorte ist daher kein Ziel aktueller Politik unserer Fraktion.
Ein anderes Thema, dass Sie ansprechen, ist die medizinische Haus- und Facharztversorgung, insbesondere im ländlichen Raum. Hier gibt es tatsächlich große Probleme, da haben Sie völlig recht. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Die demografische Entwicklung der Bevölkerung, Praxis-Nachfolgeprobleme, die offenbar mangelnde Attraktivität einer Arztpraxis auf dem Lande, sicher auch zu viel Bürokratie usw. Die Politik in Sachsen-Anhalt versucht hier viel. Interessant ist z.B. die "Landarztquote", die es Studenten, die gern Medizin studieren wollen, aber deren Abiturdurchschnitt bisher nicht ausreichend für die Zulassung zum Studium ist, dennoch eine Studienzulassung erhalten können, wenn sie sich für die Niederlassung als Landarzt entscheiden- insbesondere, wenn sie bereits über medizinische Vorkenntnisse verfügen. (zum Nachlesen: https://www.landarztquote-sachsen-anhalt.de). Wichtig ist außerdem, die Arbeitsbedingungen von Ärzten weiterhin gut zu gestalten und sicherlich müssen wir auch attraktiv für Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland bleiben.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Tschernich-Weiske, MdL Sachsen-Anhalt