Frage an Karen Pollok von Rolf M. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Pollok,
welche Vorteile haben Männer vom Gender Mainstreaming?
Mit freundlichen Grüßen
Rolf Muschick
Sehr geehrter Herr Muschick,
da habe ich mit meiner Antwort bzgl. der Totalquote wohl gleich noch Stoff für eine neue Frage geliefert, hier nun meine Antwort:
Gender Mainstreaming stellt sich mir als ein gleichstellungspolitisches Konzept dar. Meiner Meinung nach hat die Debatte zur Umsetzung von Gender Mainstreaming (spätestestens seit der EU-Richtlinie von 1998) auch die geschlechterpolitische Debatte (wieder-)belebt und vor allem das öffentliche Interesse an der Geschlechterfrage erhöht. Frei nach dem Motto: „So viel Gender wie heute war noch nie!“. Männer haben meiner Meinung nach eine ganze Menge von Gender Mainstreaming. Die Diskussion geht weg von einem reinen Defizitdenken auf Seiten der Frauen und ermöglicht dadurch, Veränderungen auf Seiten der Männer zu initiieren sowie veränderungsbereite Männer zu unterstützen. Also zum Beispiel auch die manchmal noch belächelten Männer in ihrem Wunsch zu unterstützen, die Elternzeit wahrzunehmen. Auch hierdurch kann sich ein Männerbild ändern, wodurch wir übrigens auch wieder zu dem Thema der unterschiedlichen Behandlung von Jungen und Mädchen bei Bewertungen in der Schule kommen. Denn auch die schlechteren schulischen Leistungen von Jungen finden in der Diskussion rund um Gender Mainstreaming Berücksichtigung. Gender Mainstreaming geht grundsätzlich von einer win-win-Perspektive aus, von der auch Männer profitieren können. Es erfordert eine genaue Analyse der Geschlechterverhältnisse und das bedeutet, dass nicht nur die Stellung und eine evt. Benachteiligung der Frau untersucht und analysiert wird, sondern auch die des Mannes. Also zum Beispiel Benachteiligungen etwa von Vätern, die ihre Kinder betreuen, von homosexuellen Männern, von in Teilzeit arbeitenden Männern, von im sozialen Bereich tätigen Männern. Dadurch können nicht nur die Frauen sondern auch die Männer durch Gender Mainstreaming erkennen, wo ihnen Gleichstellung nützen könnte.
Gender Mainstreaming kann daher meiner Meinung nach zu einer Geschlechterdemokratie führen, die für Frauen und Männer Vorteile hat und genauso auch Veränderungen bei beiden Geschlechtern einfordert.
Mit freundlichen Grüßen
Karen Pollok
Weitere Fragen an Karen Pollok
(...) dass Jungen in der Schule bei gleicher Leistung (nicht Kompetenz, wenn ich die Studie richtig verstanden habe) schlechtere Noten bekommen, ist zunächst einmal ein Umstand, der meiner Meinung nach nur durch eine frühzeitige, bedarfsgerechte und gezielte Förderung von Kindern (nicht nur Jungen) aufgehoben werden kann. Dies bedeutet auch, dass alle an der Erziehung Beteiligten dafür sensibilisiert werden müssen. (...)
(...) dann ist meine Antwort auf Ihre Frage: Ja, die Totalquote kommt und genau auf diese Veränderungen müssen sich unsere niedersächsischen Männer in der nächsten Legislaturperiode einstellen, da Bündnis 90/Die Grünen dem nächsten niedersächsischen Landtag angehören werden. Aber ich gehe fest davon aus, dass der Mann an sich sich dadurch nicht erschüttern lässt, sondern sich viel mehr auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit den niedersächsischen Frauen in allen Bereichen und auf allen Entscheidungsebenen freut! (...)