Frage an Kai Wegner von Anton O. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Wegner,
auf Grundlage des bereits veröffentlichten Netzentwicklungsplans soll in Kürze über den Bundesbedarfsplan abgestimmt werden. Es ist geplant, einen Konverter zur Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom in Meerbusch-Osterath zu bauen. Hierzu soll ein riesiges Gebäude mit einer Grundfläche von 200 x 100 m und einer Höhe von 20 – 30 Metern errichtet werden und dazu Schaltanlagen in der Dimension von 100.000m2 direkt an ein Wohngebiet angrenzen. Gegen diese Pläne des Netzbetreibers Amprion gibt es laut Aussagen der Bundesnetzagentur rund 2.000 Einwände von Osterather Bürgern. Trotz dieser Vielzahl von Einwänden verkündet die Bundesnetzagentur, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Einwände nicht berücksichtigt werden sollen. Wie stellen Sie nach dieser Aussage sicher, dass das von Ihnen zu verabschiedende Gesetz (Bundesbedarfsplan) alle maßgeblichen Gesichtspunkte berücksichtigt?
Sollte nicht nach den Erfahrungen mit “Stuttgart 21“ sichergestellt werden, dass politische Entscheidungen zu Großprojekten zukünftig transparenter gestaltet werden? Im EnWG ist doch aus genau diesem Grund die Beteiligung der Bürger und eine umfangreiche Umweltprüfung vorgeschrieben worden. Beides ist aus meiner Sicht nicht durchgeführt worden. Nur durch Zufall wurden zwei Bürger mit entsprechenden Fachkenntnissen auf das Vorhaben aufmerksam. Entspricht dieses Vorgehen Ihrer Vorstellung von einem transparenten Verfahren? Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die Entscheidung über die Unterbrechung der HGÜ-Trasse in Meerbusch-Osterath und den vorgesehenen Konverterstandort vertagt und die unterbliebene Öffentlichkeitsbeteiligung und die unzureichende Umweltverträglichkeitsprüfung vor einer endgültigen Entscheidung nachgeholt wird?
Sehr geehrter Herr Ostland,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 9. Dezember 2012, in der Sie monieren, dass hinsichtlich des geplanten Baus eines Konverters zur Umwandlung von Wechselstrom in Gleichstrom in Meerbusch-Osterath nur eine unzureichende Beteiligung der betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner stattgefunden habe. Gerne beantworte ich Ihre Anfrage.
Mir ist die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an den sie betreffenden Fragestellungen und Entscheidungen ein zentrales Anliegen. Mehr Transparenz, mehr Kommunikation, aber auch mehr Mitsprache für den mündigen Bürger können dazu beitragen, die Legitimation in gesellschaftlichen Entscheidungs- und Verhandlungsprozessen auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Gerade bei großen Infrastrukturmaßnahmen ist es notwendig, unter Rückgriff auf die Bürgerperspektive Sach- und Wissensfragen umfassend zu klären, weil nur so alle Interessenlagen berücksichtigt und zu einem fairen Ausgleich gebracht werden können.
Bitte haben Sie jedoch Verständnis dafür, dass ich als Berliner Bundestagsabgeordneter zum Verfahrensablauf des von Ihnen angesprochenen konkreten Projektes, das in Nordrhein-Westfalen realisiert werden soll, aus der Ferne keine nähere Einschätzung abgeben kann. Ich empfehle Ihnen daher, sich mit Ihrem Anliegen an Ihre regionalen Mandatsträger zu wenden.
Für Ihre Initiative wünsche ich Ihnen viel Erfolg und verbleibe ansonsten
mit den besten Grüßen
Kai Wegner