Frage an Kai Schmidt-Eisenlohr von Lena N. bezüglich Familie
Guten Tag Herr Schmidt-Eisenohr,
die grünen Wahlplakate „Jobs made by Mutter Natur“ kann man seit kurzem im Straßenbild sehen. In der Familienpolitik hingegen und dort ganz besonders in der Reproduktionsmedizin vertreten Sie unter allen antretenden Parteien am wenigsten die Position von Mutter Natur: Anstelle die unnatürliche Reproduktionsmedizin auf dem derzeitigen Niveau zu belassen oder sie gar behutsam zurückzufahren, wollen Sie die Reproduktionsmedizin sogar noch ausweiten: „Lesbische Paare, Unverheiratete und Alleinstehende müssen Zugang zu reproduktionsmedizinischen Maßnahmen erhalten.“ (S. 154 Ihres Wahlprogramms).
Können Sie mir erklären, wieso Sie bei Jobs auf Mutter Natur setzen, in der Reproduktionsmedizin aber genau die konträre Position vertreten?
MfG
Lena Niklas
Sehr geehrte Frau Niklas,
die Frage, ob PID ethisch verantwortbar ist, können und wollen auch wir Grüne nicht pauschal beantworten. Vor allem weil es sich dabei stärker als bei anderen Fragen um eine Gewissensfrage handelt. Die Grüne Bundestagsfraktion hat deshalb dazu keine einheitliche Meinung. Die kommenden Anträge im Bundestag werden deshalb auch nicht von Fraktionen, sondern von interfraktionellen Gruppen eingebracht.
Reproduktionsmedizin beschränkt sich aber nicht nur auf die PID, sondern umfasst auch andere Methoden. Diese sollten (ggf. auch unter der Frage der medizinischen Notwendigkeit) nicht nur Verheirateten zugestanden werden. Paare, die sich gegen eine Ehe, aber für ihre Beziehung entschieden haben, sollten hier nicht nur aufgrund eines fehlenden Eheversprechens diskriminiert werden. Bei alleinstehenden oder lesbischen Frauen ist die Situation sicherlich komplizierter, aber auch hier kann man einen eventuellen Kinderwunsch nicht einfach verneinen. Nicht jede Methode wirft dabei so weitreichende und fundamental ethische Fragen auf wie die PID, sondern hauptsächlich gesellschaftlich-moralische. Und da wollen wir Grüne uns an den Bedürfnissen der Betroffenen orientieren.
Mit freundlichen Grüßen
Kai Schmidt-Eisenlohr