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Frage von Ralf G. •

Frage an Kai Abruszat von Ralf G. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Abruszat,

Sie haben im vergangenen Sommer 2012 eine kleine Anfrage an die Landesregierung gestellt mit Blick auf die Stellen für Lehrerinnen und Lehrer in NRW im berufsbildenden Bereich. Demnach sei Ziel der Landesregierung, in den nächsten Jahren eine Präventionsrendite von 500 Stellen zu erwirtschaften, d.h. im berufsbildenden Bereich sollen Stellen abgebaut werden.

Ich selbst habe 2012 meine II. Staatsprüfung abgeschlossen und sah mich mit einer desolaten Stellensituation konfrontiert. Ich habe daraufhin eine Stelle im freien Markt angenommen und bin über diese Entscheidung zum Glück sehr glücklich.

Trotzdem ist die Situation - aus Sicht des Landes - aus meiner Sicht alarmierend, insbesondere bei einem Vortrag in der letzten Woche ist mir das noch einmal sehr stark verdeutlich worden.

Demnach kommen auf 100 Pensionierungen in gewerblich-technischen Fächern 7 aktuell eingeschriebene Studierende. Bei diesen Studierenden handele es sich aber in erster Linie um "Karteileichen", die sich aufgrund des NRW-Semestertickets immatrikuliert haben, um den Pendelweg von Wohnort zur Arbeit kostenmäßig zu optimieren.

Anders der Fall im kaufmännischen Bereich: Hier kommen auf 100 Pensionierungen bis zu 370 sehr gut ausgebildete Absolventen mit 1. und 2. Staatsprüfung. So jedenfalls die Aussagen des Vortrags, die ich aber für realistisch halte.

Daher meine sich anschließenden Fragen:

1) Muss die Landesregierung angesichts der Zahlen die Ausbildung von Referendaren im kfm. Bereich nicht für mindestens sieben Jahre aussetzen?

2) Wieso weigert sich die Landesregierung, die Lehrerausbildung an den Universitäten zu steuern? Wie kann der erschreckende Mangel im gewerblich-technischen Bereich behoben werden, ohne die pädagogische Qualität leiden zu lassen. Wäre nicht eine Qualifizierung von kfm. Absolventen bei Ausklammerung der Hochschulen als Ausbilder sinnvoll?

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Groppe,

ich bedanke mich für Ihre Frage zum Lehrerstellenbedarf an Berufskollegs.

Zunächst einmal freue ich mich, dass Sie trotz Ihrer ursprünglichen beruflichen Planungen auf dem freien Markt eine Stelle gefunden haben, die Sie ausfüllt und mit der Sie glücklich sind.

Schon traditionell ist die Stellenbesetzungssituation an beruflichen Schulen in vielen Bereichen problematisch. Gerade in den von Ihnen angesprochenen gewerblich-technischen Fächern konkurrieren die Berufskollegs oftmals direkt mit der freien Wirtschaft, so dass an den beruflichen Schulen oftmals die Bedarfsdeckungsquote im Vergleich zu den allgemeinen Schulen deutlich geringer ist. Zweifellos ist dies ein zentrales Problem, in dem die Schulpolitik des Landes kontinuierlich Verbesserungen umzusetzen versuchen muss. Die FDP-Landtagsfraktion hat daher am 5. März 2013 eine Veranstaltung zu den zukünftigen Herausforderungen, den Veränderungen und den Chancen für die Berufskollegs durchgeführt. Hierbei hat selbstverständlich auch die von Ihnen angesprochene Problematik eine wichtige Rolle gespielt.

Es sind wiederholt vielfältige Maßnahmen ergriffen worden, um den technisch-gewerblichen Lehrerbedarf an beruflichen Schulen zu decken. So wurde z.B. in der Zeit der Regierungsbeteiligung der FDP das Verbeamtungsalter auf 40 angehoben, um den Beruf für „Quereinsteiger“ attraktiver zu machen und massiv für den Lehrerberuf geworben. Bereits seit Jahren spielen Seiteneinsteiger eine nicht unwichtige Rolle in den von Ihnen genannten Mangelfächern.

Generell steht der Öffentlichkeit von Seiten des Ministeriums für Schule und Weiterbildung eine Prognose zum Lehrerarbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen sowie der hiermit verbundenen Einstellungschancen für Lehrkräfte bis 2030 zur Verfügung. Allerdings können natürlich langfristige Entwicklungen, wie etwa konjunkturelle Einflüsse, zu veränderten Bedarfen führen. So hatte z.B. die frühere rot-grüne Landesregierung die Plätze im Vorbereitungsdienst massiv gesenkt. Als unter FDP-Regierungsbeteiligung tausende zusätzliche Lehrerstellen geschaffen wurden, musste die Zahl der Plätze im Vorbereitungsdienst kontinuierlich erhöht werden.

Selbstverständlich bedarf es sinnvoller Planungen, die insbesondere auch für potentielle Lehramtsstudenten von Nutzen sind. Die universitäre Freiheit ist jedoch ein hohes Gut. Bereits heute stehen der Landesregierung im Rahmen von Ziel-Leistungsvereinbarungen vielfältige Möglichkeiten zur konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und der Landespolitik zur Verfügung. Die rot-grünen Behauptungen, dass eine sinnvolle langfristige Planung nur bei einer Einschränkung der universitären Freiheiten zu erreichen wäre, sind daher offenkundig unzutreffend. Das ist eher eine Ausrede und dient als Alibi für die beabsichtigte ideologisch motivierte Rückabwicklung der Hochschulautonomie. Eine längerfristige Planung hinsichtlich der Studiengänge für Lehrer an Berufskollegs ist unter den geltenden Rahmenbedingungen, wenn es denn gewollt ist, bereits heute ohne weiteres möglich.

Freundliche Grüße und ein frohes Osterfest

Kai Abruszat