Frage an June Tomiak von Matthias U. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Kaiser-Wilhelm II. war ein Kriegsverbrecher , ein Kriegstreiber und ein bekannter Judenhasser. Sind Sie dafür oder dagegen, dass daher die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche schnellstmöglich umbenannt werden soll? Würden Sie dafür einen Antrag stellen?
In England und auch an einigen deutschen Privatschulen als auch in China, Japan, Südafrika und Australien haben sowohl die Schüler/-innen, die Lehrer und auch die Eltern seit Jahren bzw Jahrzehnten positive Erfahrungen mit einer Schuluniform gemacht. Die anfängliche Skepsis der Schüler/-innen wandelte sich nach kurzer Zeit. Auch die damalige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) war von den Vorteilen einer sog. Schuluniform nach englischem Vorbild in ganz Deutschland überzeugt.
Besonders die "formale Atmosphäre", die durch die Uniformen erzeugt werde, sorge für mehr Disziplin im Klassenzimmer. Nicht zuletzt die positiven Erfahrungen in England hätten gezeigt, daß einheitliche Schulkleidung gut dazu tauge, soziale Ausgrenzung zu verringern und die Identität der Schulen zu stärken. Selbst als Lehrer sei man davon beeinflußt, da fast jeder im Anzug oder im Kostüm zur Arbeit erscheine. Keiner traue sich, im Schlabberlook zu kommen.
"Ich mag meine Uniform", sagt Miriam, die die 13. Klasse der St. George's School in Köln besucht und dort seit sieben Jahren zur Schule geht. Gerade für neue Schüler sei sie eine große Hilfe, da sie von Anfang an in die Gruppe integriert sind. "Wenn man sich von den anderen nicht äußerlich unterscheidet, weil alle eine einheitliche Schulkleidung anhaben, wird man auch nicht mehr nach seinem Aussehen kategorisiert." Es ist der Schüler, der zählt, sagt Miriam, und wer ihn und seinen Charakter kennenlernen will, muß auch mit ihm reden. Das war an ihrer alten Schule anders. Dort war sie nichts weiter als eine kleine Nummer in einem großen Kölner Gymnasium. Sie durfte zwar anziehen, was sie wollte, aber der Look war unter den Schülern alles.
Unterstützen Sie einen Antrag zur Einführung einer Schulkleidung?Wenn ja, warum und wenn nein, warum nicht?
Würden Sie eine Befragung von Eltern, Schulen und Schüler/-innen in Deutschland in Bezug auf Akzeptanz einer Schulkleidung unterstützen?
Überzeugen Sie die Argumente PRO-Schulkleidung? Welche Argumente sprechen aus Ihrer Sicht gegen die Einführung einer Schulkleidung
Sehr geehrter M. U.,
vielen Dank für ihre Frage.
Die Umbenennung von Orten wie Straßen, Plätzen oder auch Gebäuden ist ein wichtiger Baustein der Dekolonaliserung Deutschlands.
Zu ihrer Frage bzgl der Schuluniform: In dieser Wahlperiode habe ich mich bereits gegen Schuluniformen ausgesprochen.
Meine Gesamte Rede zu diesem Thema im Plenum vom 26.09.2017 finden Sie hier: https://www.youtube.com/watch?v=gnA66FpqVhY
Jede*r Schüler*in ist ein eigenständiger Mensch. Es gibt auch unter den Berliner Schülerinnen und Schülern soziale und ökonomische Unterschiede. Diese vorhandenen Unterschiede und Ungerechtigkeiten äußerlich unsichtbar zu machen, statt die Ursachen der Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, ist für mich jedoch der völlig falsche Weg.
Da es zu diesem Thema kaum aktuelle Debatten an den Berliner Schulen gibt, halte ich eine Umfrage unter Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen für den falschen Weg. Stattdessen sollten wir weiter daran arbeiten echte Bildungsgerechtigkeit zu erreichen, damit jedes Kind die Hilfen und Chancen bekommt die es braucht und verdient hat.
Mit freundlichen Grüßen,
June Tomiak