Frage an Julia Verlinden von Friedrich B. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Verlinden,
Sie wollen ja massiv Energie einsparen und ich vermute sicherlich auch durch energetische Sanierung von Gebäuden.
Allerdings gibt es immer wieder Berichte über große Probleme mit der energetischen Sanierung, wie z.B. in der Sendung: "ZDFzoom"-Doku "Dämmwahn oder Klimarettung?
In dieser wurde unter anderem berichtet, dass bei der energetischen Sanierung die Hausbesitzer abgezockt würden, weil die versprochenen Einsparungen nicht erreicht würden. Teilweise hatten die Dämmmaßnahmen sehr negative Folgen Außerdem kam heraus, dass diverse Energiestandards durch die Baulobby selbst bestimmt würden und nicht wie man denken könnte von Wissenschaftlern.
Daher wüsste ich gerne von Ihnen, wie Sie ihre Versprechen zum Einsparen von Energie halten wollen.
MFG Buchholz
Lieber Herr Buchholz,
Sie haben Recht - wenn die Energiewende gelingen soll, brauchen wir auch mehr Energieeffizienz und mehr Energieeinsparung.
Da gibt es vor allem (aber nicht nur!) in den Gebäuden noch sehr viel ungenutztes Potential.
Manche alten Gebäude könnten mit moderner Heiztechnik und neuer Dämmung sogar bis zu 80 Prozent Energie sparen!
Das ist ein Thema, für das ich mich einsetzen möchte: Ich möchte weniger Energieverschwendung - denn jede Kilowattstunde, die eigentlich nicht nötig wäre, kostet Geld und hat Auswirkungen für die Umwelt.
Es ist wichtig, dass vor einer energetischen Gebäudemodernisierung eine gute, unabhängige Beratung durch einen Fachmenschen stattfindet. Mithilfe dieser Beratung kann geklärt werden, welche Einsparpotentiale es gibt, welche Modernisierungsmaßnahme wieviel kostet usw.
Wenn nicht dieselbe Menge Energie eingespart wird, die vorher berechnet wurde, kann das an verschiedenen Dingen liegen: z.B. kann es sein, dass die Nutzer des Gebäudes sich nicht so verhalten, wie der Energieberater das vorher angenommen hat - wenn also z.B. jemand gerne das Fenster stundenlang geöffnet hat, während die Heizung läuft, dann wird natürlich mehr Energie verbraucht.
Es kann auch passieren, dass Menschen es in einem gut gedämmten Haus gerne besonders kuschelig warm haben möchten (die Heizung viel höher drehen), als in einem unsanierten Altbau, weil sie denken: "jetzt ist es ja egal - ich lebe ja in einem Öko-Haus". Dann ist die erzielte Einsparung natürlich nicht so hoch, wie sie sein könnte. Menschen haben sehr individuelle Bedürfnisse, manche sind den ganzen Tage zu Hause, andere viel unterwegs und heizen deswegen auch weniger.
Es kann auch vorkommen, dass nicht fachmännisch gearbeitet wurde - dann muss das Handwerksunternehmen entsprechend nachbessern.
Der Wärmeenergieverbrauch insgesamt für eine Wohnung oder ein Gebäude hat nicht nur mit dem relativen Effizienzstandard zu tun, sondern auch mit Größe der Wohnfläche, die beheizt wird: Man kann also auch Energie und Kosten sparen, indem man in eine kleinere Wohnung zieht (die dann ähnlich oder besser gedämmt ist) - z.B. wenn die Kinder aus dem Haus sind. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Person ist in Deutschland stark angestiegen (aus verschiedenen gesellschaftlichen Gründen) und liegt nun bei ca. 43 qm pro Person. So wurde ein Teil der Effizienzsteigerungen der letzten Jahrzehnte durch größere Flächen kompensiert. Umso wichtiger, dass wir die großen noch ungenutzten Effizienzpotentiale in Gebäuden endlich umsetzen!
Die rechtlichen Anforderungen an Gebäude (z.B. welchen energetischen Standard ein Gebäude einhalten muss, wenn es heutzutage gebaut wird), werden von der Politik festgelegt - im Dialog mit Fachleuten aus der Wissenschaft, aus Verwaltung und Wirtschaft - also Leuten aus der Praxis. Hier will ich besonders wachsam zu sein, welche Lobbygruppe sich warum für welche rechtlichen Vorgaben einsetzt! Denn mir geht es - genau wie Ihnen - um das tatsächliche Ergebnis: Klimaschutz durch Energieeinsparung.
Viele Grüße, Julia Verlinden