Frage an Jürgen Klimke von Jürgen K. bezüglich Finanzen
Guten Tag Herr Klimke,
Altersrücklagesparen (Riestern) und Subventionierung der Versicherungsindustrie
Beim - extremst komplizierten und langwierigen - Nachrechnen der voraussichtlich zu erzielenden Rendite, die ich als 59jähriger, abhängig beschäftigter Exportkaufmann mit meinem Riesterrentensparvertrag bei einem privaten Versicherer werde erwirtschaften können, habe ich gerade fast einen Schlaganfall erlitten.
Selbst bei Einstellung der staatlichen Zuschüsse, die ja - nach offizieller Lesart jedenfalls - mir zu Gute kommen sollten, in den Ertragsanteil gerate ich aufgrund der Berechnungsbasis gem. der letzten Sterbetafel DAV 2004 R, die mir eine Lebensdauer von geradezu phantastischer Länge zuspricht, auf einen derart geringen Ertragsanteil, dass ich mich nur noch als eines begreifen kann:
Ich muss ein Schaf sein. Von seinen Schäfern (den Bundestagsabgeordneten in der Gruppe und als Individuum) mit verbundenen Augen zum Scherer geführt und - was Gott verhüten möge - danach womöglich qua Hartz-IV auch noch zum Schlachter gebracht.
Gewiss, ich formuliere ironisch, aber dennoch hart an den Tatsachen orientiert.
Wie stehen Sie zu diesem, offenbar parlamentarisch organisierten, sehr smarten und geschickt eingefädelten ......... (Anlagebetrug?)?
Sehr geehrter Herr Klinger,
vielen Dank für Ihre Anfrage auf abgeordnetenwatch.de.
Wie sie richtig ansprechen, hat das über Jahrzehnte gut funktionierende, umlagefinanzierte deutsche Rentensystem Probleme, die Altersentwicklung in der Gesellschaft zu kompensieren. Um die grundsätzliche Beibehaltung dieses Systems - auch im Rahmen der Steuer und Abgabengerechtigkeit - gewährleisten zu können, musste ein Teil der Vorsorge in die Hände der Versicherten gelegt werden. Die Idee der "Riester-Rente" war und ist die Schließung einer unvermeidlich auftretenden Versorgungslücke im Alter. Somit wurden staatlicherseits Prüfkriterien erarbeitet, deren Erfüllung zwingende Voraussetzung zur Zertifizierung eines "Riester"-Produktes ist. Aufgrund dieser Pflicht zur staatlichen Zertifizierung sind die Versicherungsgesellschaften in der Auswahl ihrer Vorsorgeprodukte eingeschränkt. Dies dient der Sicherheit der Anleger und garantiert ihnen z.B. auch in Zeiten der Finanzkrise einen gesicherten Ertrag. Da Sie sich eingehend mit dem Thema auseinandergesetzt haben, wird Ihnen bekannt sein, dass mehr Sicherheit auf dem Finanzmarkt im Normalfall mit weniger Ertrag einhergeht. Am wichtigsten ist an diesem Punkt aus Sicht des Gesetzgebers die Kalkulierbarkeit von Risiko und Ertrag, da nur so verlässliche Rentenprognosen für den Bürger abgegeben werden können. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass die Riesterrente neben der staatlichen Rentenversicherung, der Rürup-Rente, Lebensversicherung, Selbstanlagen oder Aktienfonds nur eine vieler möglichen Altersvorsorgen darstellt, hat jeder Anleger die Wahl, auf riskantere Formen der Absicherungen zu setzen, die eventuelle höhere Ertragschancen ausweisen. Die Riester-Rente ist im Vorsorgesystem sinnvoll, da sie eine angemessene Abwägung zwischen Anlagerisiko und Ertragsaussicht schafft.
Ich hoffe, dass meine Ausführungen Ihnen weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Klimke