Frage an Jürgen Klimke von Holger W. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Klimke,
gerne möchte ich Ihnen eine Frage stellen. Vorab jedoch dieses: Wie wir wissen, ist der Euro eine Erfolgsgeschichte die seinesgleichen sucht.
Warum jedoch weigern sich Länder seither beharrlich, den Euro einzuführen und Teil dieser Erfolgsgeschichte zu werden, wie z. B. Polen und England ? Warum nehmen diese Länder etliche Unannehmlichkeiten in Kauf und lehnen den Euro als Zahlungsmittel ab ?
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüssen
Holger Wegner
Sehr geehrter Herr Wegner,
vielen Dank für Ihre Frage auf der Seite abgeordnetenwatch.de.
Dem Vertrag von Maastricht entsprechend sind alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union grundsätzlich dazu verpflichtet, den Euro als Währung einzuführen, sobald sie die festgelegten Konvergenzkriterien erfüllen. Großbritannien und Dänemark behielten sich jedoch das Recht vor, auch im Falle einer Erfüllung dieser Kriterien dem Euroraum nicht beitreten zu müssen.
Die britische Regierung sah ihre Wirtschaft zum damaligen Zeitpunkt noch nicht in der Lage dazu. Zudem führten zahlreiche Staaten, wie z.B. Dänemark und Schweden, Volksabstimmungen durch, die durch populistische, euroskeptische Stimmungen in den Ländern negativ ausfielen. Nachdem sich auch die Regierung in Polen jahrelang für den Euro eingesetzt hat, lehnt die neue rechtskonservative Mehrheit im polnischen Parlament die Gemeinschaftswährung nun ab.
Großbritannien, Polen und einige andere Staaten fühlen sich durch die Europäische Union in ihrer Souveränität beschnitten. Die Angst vor dem Mythos der Fremdbestimmung und vor dem Verlust der nationalen Identität spielt hierbei eine große Rolle. Doch es ist mehr als fraglich, ob die Länder, die nicht Teil des Euroraums sind, tatsächlich Vorteile durch das Festhalten an ihren eigenen nationalen Währungen haben. So stellen die Euro-Länder die wichtigsten Wirtschafts- und Handelspartner Großbritanniens und Polens dar. Die Schuldenkrise hat Europa vor Augen geführt, in welchem Ausmaß die nationalen Volkswirtschaften der europäischen Länder miteinander verkoppelt sind.
Der Euro hat zum Erfolg der europäischen Integration stark beigetragen. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, die Schuldenkrise langfristig in den Griff zu bekommen, sodass eines Tages alle Staaten der Europäischen Union Mitglieder der Eurozone werden und Europa als Einheit weiter gestärkt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Klimke