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Jürgen Klimke
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Frage von Gerhard R. •

Frage an Jürgen Klimke von Gerhard R. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Klimke,

in Hamburg gibt es eine "Martin-Luther-Strasse".

Martin Luther hatte öffentlich die Ermordung Andersdenkender gefordert und gegen behinderte Kinder gehetzt.

Hätten Sie Verständnis dafür, dass die Umbenennung dieser Strasse beantragt wird?

Freundliche Grüße
Gerhard Reth

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Reth,

herzlichen Dank für Ihre Frage auf kandidatenwatch.de. Dass Martin Luther die Ermordung Andersdenkender gefordert hätte und gegen behinderte Kinder gehetzt habe, ist mir nicht bekannt. Allerdings weiß ich von antisemitischen Äußerungen Luthers.

Martin Luther hat sich als Reformator und als Übersetzer der Bibel unbestreitbar große historische Verdienste erworben. Diese seine Leistungen werden noch heute von vielen Menschen bewundert und bilden ein Fundament für unsere heutige moderne Gesellschaft. Deshalb werden Straßen nach Luther benannt.

Dass Luther durchaus auch problematische Seiten hatte, sollte sicher nicht unter den Teppich gekehrt werden, muss aber nicht zu einer vollkommenen Neubewertung seiner Person führen. Schließlich hat fast jede große historische Figur problematische Seiten, so hat Friedrich II. nach unseren heutigen Maßstäben einen ungerechtfertigten Raubkrieg geführt. Trotzdem werden historische Figuren von den Menschen wegen Ihrer Verdienste geehrt, sie haben mit ihren guten Seiten eine Vorbildfunktion, die den Menschen als Ansporn dient.

Außerdem gilt es, die Personen in ihrer Zeit zu interpretieren. Dass der Antisemitismus in den Holocaust mündete, darf nicht dazu führen, dass früherer Antisemitismus unter diesem Eindruck überinterpretiert wird. Einige Auffassungen, die für uns heute zum Glück sofort als falsch und als ungeheuerlich abgetan werden, waren zu früheren Zeiten weitgehend normal. Das betrifft insbesondere Einstellungen zu Behinderten oder auch zu Homosexuellen.

Wir haben das Glück heute in einer aufgeklärten toleranten Gesellschaft zu leben, in denen Rechte wie Minderheitenschutz, Religionsfreiheit und Gleichberechtigung der Frau verwirklicht sind. Diese Maßstäbe lassen sich jedoch nicht an die Vergangenheit anlegen. Vielleicht hätten Sie oder ich, wenn wir im 16. Jahrhundert gelebt hätten, aufgrund unserer Sozialisation aus heutiger Sicht abscheuliche Dinge gesagt oder getan, einfach weil wir es nicht besser wussten. Fraglich ist allerdings, ob wir unter gleichen Vorbedingungen die Leistungen Luthers erbracht hätten.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Klimke